(zu Mt 4,5-7)
Es war einmal Jemand allein zwischen vielen Mächten und zwischen vielen Menschen. Jemand lebte in einem Hochhaus jeder Stadt. Er fand sich nicht mehr zurecht, konnte nichts mehr richtig entscheiden. Jemand wusste nicht mehr weiter.
Er verließ seine Wohnung und ging den Flur entlang Richtung Fahrstuhl. Doch diesmal benutzte Jemand die Nottreppe neben dem Fahrstuhl. Stufe für Stufe stieg er über die Stockwerke empor bis zum Dach. Erschöpft stand Jemand oben.
Das Bild war überwältigend, neu. Jemand besah sich alles in Ruhe mit dem nötigen Abstand aber auch mit Angst vor allem „da unten“. Und die Angst besiegte Jemand.
Jemand näherte sich dem Rand des Daches. Er schaute hinab. Dabei kam ihm der Satz in den Sinn, wo der Teufel auf der Tempelzinne zu Jesus spricht: „Spring und die Engel werden dich auf Händen tragen.“
Jemand lachte, weil es doch solch ein Unsinn war. Dann klagte er Gott an, warum er nie da sei, wo er gebraucht würde. „Fang mich doch auf, wenn du bist“, versuchte Jemand Gott.
Doch aus irgendeinem Grund sprang Jemand nicht. Er stand lange da und starrte hinab. Dann setzte er sich auf das Dach und weinte. Zwei Dacharbeiter fanden ihn später. Sie nehmen in zwischen sich, legten jeder einen Arm von Jemand um ihre Schulten und setzten ihn auf ihre verschränkten Hände. So trugen sie Jemand auf ihren Händen zum Fahrstuhl und brachten ihn zurück in seine Wohnung. Dort versorgten sie Jemand, bis er sich wieder kräftiger fühlte.
Eines Tages stand ich vor einem Abgrund. Ich schloss die Augen und fühlte schon, wie ich fiel. Immer tiefer. Es hielt mich nichts auf. Plötzlich aber stieß ich an etwas. Ich öffnete die Augen und war noch am Leben. Jemand hatte mich in seinen Händen gehalten.
Anke Dittmann©
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