Kompletter Gottesdienst zu Rahab – eine der Stammmütter Jesu

(entwickelt mit dem Materialheft zur Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen, Lieder nach dem Liederbuch zum Reformationssommer 2017 Frei Töne)

 

Vorspiel

Begrüßung

Wir sind hier zusammen im Namen Gottes, er hat uns geschaffen, er ist uns in Christus zum Bruder geworden, und er stärkt uns täglich neu mit der Kraft seines Heiligen Geistes. Amen.

Herzlich willkommen heute zum Gottesdienst …

Heute geht es um Rahab. Bei Matthäus im Stammbaum Jesu ist sie als eine der Urmütter Jesu genannt. Ihre Geschichte findet sich im Buch Josua. Um Rahab besser zu verstehen, lade ich Sie heute im Predigtteil zu einem Briefwechsel ein.

Gott segne unseren Gottesdienst.

Lied 8, 1+2 Dich rühmt der Morgen

Pn.: Gott sei mit euch

Gem.: und mit deinem Geist.

Psalm 139 (im Wechsel)

Pn.: Gott, du erforschest mich und kennest mich.  

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; 

du verstehst meine Gedanken von ferne. 

Gem.: Ich gehe oder liege, 

so bist du um mich und siehst alle meine Wege. 

Pn.: Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, 

das du, Gott, nicht alles wüsstest. 

Gem.: Von allen Seiten umgibst du mich ​

und hältst deine Hand über mir. 

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, 

ich kann sie nicht begreifen. 

Pn.: Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, 

und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? 

Gem.:  Führe ich gen Himmel, so bist du da; 

bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. 

Pn.:  Nähme ich Flügel der Morgenröte 

und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort 

deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. 

Gem.: Spräche ich: Finsternis möge mich decken 

und Nacht statt Licht um mich sein –, 

so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, 

und die Nacht leuchtete wie der Tag. 

Pn.: Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; 

prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. 

Gem.: Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, 

und leite mich auf ewigem Wege.

Alle: Ehr` sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Klagegebet (endet mit: Darum bitten wir:)

Gott, wir kommen zu dir mit allem, was uns im Herzen und in Gedanken bewegt. 

Wir danken für Freude. Aber es gibt auch große Sorgen.

Wir sorgen uns um Frieden und den Erhalt der Demokratie.

Wir sorgen uns um wachsende Vereinsamung und Armut.

Wir sorgen uns um die Gewalt, die entsteht, 

wenn Menschen sich in der wachsenden Schere von arm und reich abgehängt fühlen, 

auf der Flucht abgewiesen werden, ohne Chancen bleiben.

Die Welt ist noch weit entfernt davon, dein Reich zu sein. 

All dies und die persönlichen Sorgen zehren an uns und unserer Hoffnung.

Darum bitten wir:

Gem.: Kyrie aus der Ukraine 

Gnadenwort (endet mit: Darum singen wir:)

Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Jesu Menschenfreundlichkeit lässt uns trotz allem zuversichtlich nach vorn blicken. Darum singen wir:

Gem.: Allein Gott in der Höh´ sei Ehr und Dank für seine Gnade. Darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat, nun ist groß Fried ohne Unterlass, als Fehd hat nun ein Ende.

Gebet​

Gott, lass uns hier im Gottesdienst zur Ruhe kommen. Danke für die Zeit zum Nachdenken, für neue Hoffnung, für Gedankenanstöße. Schenke deinen Geist, der neue Perspektiven schafft und begehbare Wege weist. So finden wir Kraft für unseren Tag und unser Miteinander. Dies erbitten wir im Namen Jesu Christi, der für uns alles auf sich genommen hat, damit wir leben. ​​​

Gem.: Amen

Lesung Hebräer 11.30-31 und 12,1-2

Im Hebräer 11,30-31 und 12,1-2 wird an die Zeugen des Glaubens aus dem Alten Testament erinnert, auch an Rahab. Dort heißt es:

30 Allein der Glaube des Volkes Israel war es, der die Mauern von Jericho einstürzen ließ, nachdem die Israeliten sieben Tage lang um die Stadt gezogen waren. 31 Nur weil die Prostituierte Rahab Gott vertraute und Israels Kundschafter freundlich aufnahm, wurde sie nicht getötet wie alle anderen Bewohner von Jericho, die sich Gottes Willen widersetzt hatten.

1 Da wir nun so viele Zeugen des Glaubens um uns haben, lasst uns alles ablegen, was uns in dem Wettkampf behindert, den wir begonnen haben – auch die Sünde, die uns immer wieder fesseln will. Mit Ausdauer wollen wir auch noch das letzte Stück bis zum Ziel durchhalten. 2 Dabei wollen wir nicht nach links oder rechts schauen, sondern allein auf Jesus. Er hat uns den Glauben geschenkt und wird ihn bewahren, bis wir am Ziel sind.  

Bekenntnislied 137 Wir glauben: Gott ist in der Welt

Rahabs Geschichte Josua 2 und 6 – dazu ein rotes Band an die Kanzel hängen

Die Geschichte von Rahab beginnt in Kapitel 2 damit, dass Josua Kundschafter nach Jericho schickt

1 Die Israeliten lagerten zu dieser Zeit in der Gegend von Schittim. Von dort schickte Josua, der Sohn von Nun, heimlich zwei Männer los. Sie sollten das vor ihnen liegende Land auskundschaften, besonders die Stadt Jericho. Die beiden machten sich auf den Weg und erreichten gegen Abend die Stadt. Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht kamen sie in das Haus einer Prostituierten namens Rahab. 2 Kurzdarauf erhielt der König von Jericho die Nachricht: »Heute Abend sind israelitische Männer eingetroffen, die unser Land erkunden sollen. Sie halten sich bei Rahab auf.« 3 Der König schickte sofort Soldaten zu Rahab. Sie befahlen ihr: »Bring die Männer heraus! Sie wollen unser Land ausspionieren.« 4 Rahab aber hatte die beiden Israeliten versteckt und stellte sich ahnungslos: »Ja, diese Männer sind bei mir gewesen. Ich wusste aber nicht, wo sie herkamen. 5 Sie brachen wieder auf, als es dunkel wurde und das Stadttor geschlossen werden sollte. Ich kann nicht sagen, wohin sie gegangen sind. Wenn ihr ihnen schnell nachlauft, holt ihr sie bestimmt ein.« 6 Rahabhatte die Israeliten auf ihr Flachdach gebracht und unter Flachsstängeln versteckt, die dort aufgeschichtet waren. 7 Die Soldaten des Königs nahmen die Verfolgung auf und eilten in Richtung des Jordanübergangs davon. Unmittelbar hinter ihnen wurde das Stadttor geschlossen. 8 Bevor die beiden Israeliten sich schlafen legten, stieg Rahab zu ihnen auf das Dach 9 und sagte: »Ich weiß, dass Gott eurem Volk dieses Land geben wird. Wir haben große Angst. Jeder hier zittert vor euch. 10 Wir haben gehört, dass euer Gott euch einen Weg durch das Schilfmeer gebahnt hat, als ihr aus Ägypten gekommen seid. Wir wissen auch, was ihr mit den Amoritern und ihren Königen auf der anderen Jordanseite gemacht habt: Ihr habt sie völlig vernichtet. 11 Als wir das hörten, waren wir vor Angst wie gelähmt. Jeder von uns hat den Mut verloren.  Euer Gott ist der wahre Gott oben im Himmel und hier unten auf der Erde. 12 Deshalb flehe ich euch an: Schwört mir jetzt bei eurem Gott, dass ihr meine Familie und mich verschont, denn ich habe auch euch das Leben gerettet. Bitte gebt mir einen Beweis dafür, dass ich euch vertrauen kann. 13 Lasst meine Eltern und Geschwister und alle ihre Angehörigen am Leben. Rettet uns vor dem Tod!« 14 Die Männer antworteten ihr: »Wenn ihr uns nicht verratet, stehen wir mit unserem Leben dafür ein, dass euch nichts getan wird. Wenn Gott uns dieses Land gibt, werden wir unser Versprechen einlösen und euch verschonen.« 15 Rahabs Haus lag direkt an der Stadtmauer. So konnte sie die Männer durch eines ihrer Fenster mit einem Seil hinunterlassen, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. 16 Sie riet ihnen: »Lauft erst ins Bergland, damit euch die Verfolger nicht finden! Versteckt euch dort drei Tage, bis sie zurückgekehrt sind. Danach geht, wohin ihr wollt.« 17 Die beiden Männer sagten zu ihr: »Der Eid, den wir dir gegeben haben, bindet uns nur unter diesen Bedingungen: 18 Wenn unsere Soldaten hier eintreffen, musst du das rote Seil, an dem du uns jetzt hinablässt, an dein Fenster binden. Und deine Eltern, deine Geschwister und alle Verwandten müssen hier bei dir im Haus sein. 19 Jeder, der nach draußen geht, ist selbst verantwortlich für seinen Tod. Wer aber bei dir im Haus bleibt und trotzdem angegriffen wird, für den stehen wir mit unserem Leben ein. 20 Solltest du uns aber verraten, ist unser Eid ungültig!« 21 »Einverstanden«, antwortete Rahab. Dann half sie ihnen, ins Freie zu gelangen. Als sie fort waren, band Rahab das rote Seil ans Fenster.

– Und im Kapitel 6 heißt es dann:

Als die Stadtmauern Jerichos gefallen waren, befahl Josua den beiden jungen Männern, die Jericho erkundet hatten: »Geht zum Haus der Prostituierten und holt sie und ihre Angehörigen heraus, wie ihr es geschworen habt!« 23 Die beiden liefen zu Rahabs Haus, brachten sie zusammen mit ihren Eltern, Geschwistern und allen Verwandten aus der Stadt und führten sie an einen Ort außerhalb des israelitischen Lagers. 24 Schließlich steckte man Jericho in Brand. Nur das Silber, das Gold und die bronzenen und eisernen Gegenstände nahmen die Israeliten mit und brachten sie in die Schatzkammer des heiligen Zeltes. 25 Von den Einwohnern der Stadt ließ Josua niemanden am Leben außer der Prostituierten Rahab, der Familie ihres Vaters und ihren anderen Verwandten. Denn sie hatte die israelitischen Kundschafter versteckt, die Josua nach Jericho gesandt hatte. Noch heute lebt sie in Israel.

Lied 1 Du bist ein Gott, der mich anschaut 

1.Brief an Rahab

Liebe Rahab!

Du sollst eine Ahnmutter Jesu sein? Mir fallt es schwer, das hinzunehmen. In meinen Augen hast du unverständlich gehandelt. Eigennützig nur an Dich und Deine Familie gedacht und die Stadt verraten; du hast dich mit den Feinden verbündet in einem unbarmherzigen Krieg, der allen anderen BewohnerInnen Jerichos das Leben gekostet hat.

Hattest Du keine Freunde und Freundinnen in der Stadt? Waren dir alle anderen egal? Hättest du nicht mehr herausschlagen können im Bündnis mit den Feinden?

Gab es keinen Widerstand, keine Chance, Jericho zu retten?

Oder hast du die Stadt und ihre Menschen gehasst, waren sie dir gleichgültig, oder feindeten sie dich an, weil du eine Prostituierte warst und eine reiche dazu?

Schlau warst du, das gebe ich zu. Mit dem Versprechen und dem Zeichen hattest du alles Nötige im Blick. Ich kann es trotzdem nicht billigen, was du getan hast, oder hast du aus Angst gehandelt? Ich würde dich gern besser verstehen.

Mit freundlichem Gruß

NN

Rahabs Antwort (rotes Band nehmen und um die Schultern legen)

Liebe NN,

so viele Fragen hast Du. Wie soll ich sie einer Frau aus dem 21. Jahrhundert nach Christus beantworten? Ich, eine Frau, die Jahrhunderte vor Christus lebte.

Du klagst mich an, weil du mich nicht verstehst. Das haben neben dir schon viele andere getan. Ich will dir ein wenig von mir erzählen, vielleicht klärt sich etwas für dich.

Ich bin eine Hure gewesen. Das stimmt. Aber deshalb hatmich niemand angeklagt. Prostitution war ein ganz normalesGewerbe. Männer durften zu uns kommen, nur der Umgang mit verheirateten Frauen war ihnen verboten.

Mich hat mein Beruf wohlhabend gemacht. Auch die Familie meines Vaters hat davon ganz gut gelebt. Ich besaß ein großes Haus, eine Gastwirtschaft, eine sich selbst tragende Hauswirtschaft. Knechte und Mägde, Sklavinnen und Sklaven habe ich befehligt. 

In meiner Position war ich unabhängig und selbständig und längst konnte ich mir meine Kunden aussuchen.

Dazu galt ich als schön und genoss das auch. Noch in Deiner Zeit wird von mir erzählt, dass alle Prinzen und Könige von weit herkamen, um mit mir eine Nacht zu verbringen. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber nicht ganz falsch.

Auf diesem Weg vertrauten sich mir viele wichtige Personen an. So war ich auch politisch gut informiert. Wahrscheinlich besser als unser König. Und ich glaube, ich war meinen Kunden eine ebenbürtige Gesprächspartnerin und habe manch guten Rat gegeben.

Natürlich war dies alles nur möglich, weil ich nicht geheiratet habe. Mein Sohn Salmon, dessen Namen du aus dem Stammbaum Jesu kennst, war also unehelich. 

Ich war froh mit meiner Entscheidung, mich nicht zu binden. Nur so konnte ich mir damals meine Existenz und Unabhängigkeit aufbauen. Aber das muss jede selbst wissen.

Jericho war damals zu meiner Zeit keine so bedeutende Stadt. Innerhalb der Mauern war es klein. Die Geschichte von der Eroberung ist also etwas aufgebauscht worden.

Als ich die Kundschafter Gottes kennenlernte, erschienen sie mir als entschiedene Männer. Sie waren von ihrer Mission überzeugt. Ihr Wille, das Land in Besitz zu bringen, war groß und ihr Gott war auch ihrer Seite.

Ihr Glaube imponierte mir. Ihre Religion schien mir unseren Kulturen überlegen. Ich merkte, dass ich mit den Kundschaftern etwas kennenlernte, was stärker war als das, was mir bis dahin begegnet war.

Dieser alleinige Gott begann mich zu faszinieren. Ich habe diesem Gott seine Kraft geglaubt. Mein keimender Glaube – meine neue Überzeugung – ließ mich die Kundschafter verstecken und den Bund schließen. Mit mir stelle sich meine ganze Familie auf die Seite des Gottes Israels.

Widerstandsgruppen in der Stadt gab es nicht. Wir hätte ich sie auch überzeugen sollen, da ich auf der Seite der Feinde war? Und meinst du, der König hätte mir geglaubt, seine Macht niedergelegt und die Stadt kampflos übergeben? Daran war nicht zu denken.

So hatte ich nur die Möglichkeit meine Familie und mich zu retten. Das habe ich konsequent getan. Willst du mir das verübeln?

Und vergiss nicht, auch ich habe dabei einiges verloren. Mein Zuhause und auch einige Menschen, die ich gut kannte und die mir etwas bedeuteten. Ich habe nicht hämisch gelacht, als Jericho unterging. Mir war eher zum Weinen.

Du fragst außerdem, ob ich nicht mehr Menschenleben hätte retten können? Retten wollen bestimmt, doch die Umstände waren so, dass ich froh sein musste, meine Familie und alle in meinem Haus zu retten. 

Krieg ist unbarmherzig. Daran hat sich ja nichts geändert. Und dein und mein Gott hat sich erst später von einer Bindung allein an Israel gelöst. Erst mit Jesus hat er sich als Gott aller Menschen geöffnet. Zu meiner Zeit war er immer zuerst auf der Seite der Stämme Israels, verhalf ihnen zu Lebensmöglichkeiten, auch zu Land und das eben auch mit Krieg und Gewalt.

Hätte ich als Fremde und dazu neu im Glauben an den Gott „Ich bin der ich bin“ die Stämme Israels überzeugen sollen, nicht zu töten? Du erwartest Unmögliches von mir.

Übrigens, Angst hatte ich auch, aber das, was ich dann tat, war nicht aus Angst geboren, sondern klar überlegt. Es war meine einzige Chance für mich und mein Haus.

Das gerade ich nun im Stammbaum Jesu erwähnt werde, wundert mich. Aber es ehrt mich auch. 

Anscheinend wurde in bestimmten Situationen der Glaube doch schon über die Stammeszugehörigkeit gestellt. Und wie du sicher auch weißt, hat Gott oft einen ganz anderen überraschenden Blick auf Menschen. Er kennt keine Vorverurteilung. Mir gefällt das.

Ob du mich jetzt besser verstehst? Ich hoffe es.

Unser Gott sei mir dir!

Deine Rahab

Lied 50 Du bist mein Zufluchtsort (Kanon) -das rote Band wieder abnehmen)

2.Brief an Rahab

Liebe Rahab,

danke für deine Zeilen. Sie haben mich nachdenklich gemacht. Wie schnell hatte ich dich verurteilt, ohne genug zu wissen. Etwas, was mir, ich denke auch anderen, zu leicht passiert. Das habe ich auf jeden Fall gelernt.

Meine Idealvorstellungen hatte ich zu Grund gelegt. Wenn ich jetzt deine Situation überdenke, muss ich zugeben, ich bin mir unsicher, ob ich meine Familie da hätte retten können.

Dein Glaube und dein Gefühl, dass der Gott Israels stärker ist als die anderen Kulte, hat dich zu konsequentem Handeln veranlasst. Wie rasch hattest du die Lage durchschaut! Wie oft ist mein Tun dagegen undeutlich, wie oft bin ich unschlüssig.

Du hast viel riskiert. Dein Eid hätte vorher entdeckt werden können und du wärst entlarvt gewesen.

Ich habe auch verstanden, was du bei allem verloren hast. Du musstest dein Leben neu aufbauen, vom Glauben und vom ganzen Lebenskreis her. Du hast dein Zuhause verloren, alles, was du dich aufgebaut hattest.

Du hast deine Chance im entscheidenden Moment erkannt und genutzt und hast dich ganz auf Gott eingelassen. Ich wünschte, mir wären entscheidende Situationen so schnell deutlich und ich wäre so handlungsfähig wie du.

Meine Urteile und Anklagen gegen dich kann ich nicht aufrechterhalten. Sie waren nicht auf deinen Realitäten aufgebaut, sondern eher auf meinen Träumen. Ich habe falsch eingeschätzt, was zu leisten möglich war und was nicht. Jetzt erkenne ich an den Stellen, wo ich vieles als schlecht und misslungen gesehen habe, die Größe deines Tuns.

Auch deine Lebensform stellt mir neue Fragen, deine Freiheit, deine Selbständigkeit. Warum sind Familie und Selbständigkeit oft unvereinbar – gerade für Frauen? Warum nehmen Frauen noch immer so wenig ihr Schicksal konsequent in die Hand? Ich kenne bis heute so viele finanzielle Abhängigkeiten in Beziehungen.

Ich bewundere dein Selbstbewusstsein, Rahab, und wünschte, viele Frauen – auch ich – hätten mehr davon.

Jetzt denke ich: Schön, dass du im Stammbaum Jesu genannt bist. Als Fremde, als unabhängige Frau in einem umstrittenen Beruf, hast du einen guten Platz in unserer heiligen Schrift. 

Du hast dich frei für Gott entschieden und deinen Glauben konsequent umgesetzt. Du hast nicht zu viel gewollt und nichts erreicht, sondern klar die Situation erkannt und das Höchste erreicht, was zu erreichen war, auch wenn es nicht ohne Schmerz für dich gewesen ist.

Ich wünsche vielen Menschen, sie würden Realitäten so klar erkennen, statt unmöglichen Zielen umsonst nachzulaufen. Auch für unsere Gemeinden wünsche ich mir das. Veränderungen verunsichern und alte Hoffnungen und Gewohnheiten verstellen uns manchmal den Blick für das Machbare. 

Realitäten deutlich werden lassen und mit Hilfe des Glaubens aus gegebenen Realitäten das Beste machen – für andere und für mich. Beides hoffe ich mehr umsetzen zu können. Zumindest will ich es versuchen.

Danke, Rahab, für die Begegnung mit dir und für deine offenen Worte. Mir ist vieles klarer geworden, auch für uns heute.

Es grüßt dich

NN, eine neue Freundin/ein neuer Freund

Lied 25,1-4 Da wohnt ein Sehnen tief in uns

Abkündigungen

Lied 185,1-4 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

Fürbittengebet 

Gott, ich bitte dich für unsere christlichen Gemeinden, dass wir wie Rahab den klaren Blick für Realitäten und Chancen gewinnen und konsequent handeln können. Schenke uns dazu Kraft, Verständnis, Geduld und Zuversicht. Lehre uns einander und anderen mit Respekt zu begegnen.

Hilf uns auch, dass wir in schwierigen Situationen keinen unrealistischen Lösungen hinterherträumen, sondern in der jeweiligen Lage das Beste erreichen können, auch wenn manches schmerzlich ist.

Gott, wir bitten dich auch darum, dass du die Rechte von Frauen und Mädchen stärken hilfst. Wir denken mit Schrecken an die unterdrückten Frauen etwa in Afghanistan, wünschen uns aber auch mehr Frauenrechte in der katholischen und bei den fundamentalistischen Kirchen.

Gott, schon so lange bitten wir um Schutz der Flüchtlinge. Ausländerfeindlichkeit und Gewalt nehmen zu. Es fällt schwer, an eine solidarische Gemeinschaft zu glauben, dabei sind wir alle deine Kinder.

Gott, behüte uns immer wieder vor zu schnellen Urteilen, prüfe unsere Herzen und unser Gewissen. Bewahre uns vor Selbstgerechtigkeit und Hochmut. Hilf uns aber, dass wir aus Liebe leben und tatkräftig dein Reich mitgestalten. 

Alles, was uns weiter bewegt und worum zu bitten ist, fassen wir zusammen mit dem Gebet, das Jesus uns geschenkt hat.

Vater unser

Sendungswort und Segen

Nachspiel

Kompletter Gottesdienst Estomihi 2023 zu 1.Kor 12-13

Kompletter Gottesdienst Estomihi 2023 zu 1. Kor 13

Stichwort „Spiegel“

Ablaufzettel

Gottesdienst

Sonntag vor der Passionszeit – Estomihi

19.Februar 2023

Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild

wie in einem trüben Spiegel;

dann aber schauen wir Gott von Angesicht zu Angesicht.

Jetzt erkenne ich Gott nur stückweise,

dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;

aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

(1. Kor 13,12-13)

Vorspiel

Begrüßung

Lied 13,1-4 Lobet den Herren

Pn.: Gott sei mit euch

Gem.: und mit deinem Geist.

Psalm 31 (im Wechsel)

Pn.: Gott, auf dich traue ich,

lass mich nimmermehr zuschanden werden,

errette mich durch deine Gerechtigkeit!

            Gem.: Neige deine Ohren zu mir,

hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels

und eine Burg, dass du mir helfest!

Pn.: Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.

Gem.: Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten;

denn du bist meine Stärke.

Pn.: In deine Hände befehle ich meinen Geist,

du hast mich erlöst, du treuer Gott.

Alle (gesprochen):

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Klagegebet (endet mit: Darum bitten wir)

Pn.: Kyrie eleison                   Gem.: Herr, erbarme dich

Pn.: Christe eleison                Gem.: Christe erbarme dich

Pn.: Kyrie eleison                   Gem..: Herr, erbarm dich über uns

Gnadenwort  (endet mit: Darum singen wir)

Gem.: Allein Gott in der Höh´ sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade, ein Wohlgefalln Gott an uns hat, nun ist groß Fried ohn´ Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Gebet                                      Gem.: Amen

Brieflesung 1.Kor 13            

Lied 25 Da wohnt ein Sehnen tief in uns

Lesung des Evangeliums                  

Bekenntnis

Lied 50 Du bist mein Zufluchtsort (Kanon)

Predigt

Lied 112: Anker in der Zeit

Abkündigungen

Lied: 190 Verleih uns Frieden gnädiglich (2x)

Fürbittengebet

Vater unser

Sendung und Segen

Nachspiel

(Lieder nach dem Gesangbuch freiTöne)

Begrüßung

Herzlich willkommen Ihnen und euch allen heute hier zum Gottesdienst am Sonntag Estomihi.

Estomihi bedeutet übersetzt „sei mir“ und stammt aus dem Psalm 31. Diesen Psalm sprechen wir gleich und dort heißt es: Sei mir ein starker Fels und eine Burg.“

Zum baldigen Beginn der Fastenzeit begegnet uns heute das Loblied des Paulus auf die Liebe. Er versucht damit, die Gegensätze und Brüche im Leben aushalten zu helfen. Darum wird es heute gehen.

Hinweis auf den Ablaufzettel

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes.

Gott ist Liebe.

Jesus Christus hat gezeigt, wie Liebe Menschen verändert.

Der Heilige Geist stärkt uns, auch anderen diese Liebe zu schenken. Amen.

Klagegebet:

Gott, wir kommen heute zu dir mit unseren Sorgen.

Wir sind erschüttert von dem Leid im Erdbebengebiet in Syrien und der Türkei.

Wir sind erschrocken darüber,

dass Helfende und Hilfsgüter behindert wurden.

Gott, die Kriegsbilder aus der Ukraine machen ohnmächtig und wütend,

die Kräfte, die Freiheit und Demokratie gefährden, machen Angst.

Gott, wir erkennen ein Erstarken radikaler Kräfte in unserem Land, auch in unseren Dörfern, verstehen nicht, warum aus Leid nicht gelernt wird.

Wir sorgen uns dazu um unser Auskommen, um steigende Preise

und die wachsende Spaltung der Gesellschaft, und vergessen oft, was wir Gutes empfangen.

Gott, wir werden lasch im Umgang mit Fragen des Klimawandelns und fragen uns, was uns in diesen Zeiten noch hoffen lässt und Zusammenhalt stärken kann.

Es gelingt uns nicht, dass wir uns allein auf deine Liebe verlassen. Zu viele Scherben, Veränderungen und Schmerzen verbrauchen unser Vertrauen.

Deshalb bitten wir:

Kyrie

Gnadenwort

In Jesus Christus erfahren wir, was Liebe heißt.                                                                                      Er gibt uns nicht auf.                                                                                                                                 Er ermuntert uns durch seinen Geist, über unseren Schatten zu springen.                                                                     Wir können weitergehen und mehr erreichen, als wir meinten.                                                                            Dankbar für diese Barmherzigkeit singen wir:

Gem.: Allein Gott in der Höh´ sei Ehr

Gebet

Gott, du leidest mit uns an dieser Welt und bist dem Leiden in Christus nicht aus dem Weg gegangen.                                                                                                                                           Wir sehnen uns nach Gerechtigkeit und Frieden, nach Verstehen und Hoffnungszeichen.                                                                       Hilf uns, dass auch wir Mut gewinnen, deiner Liebe zu folgen.                                                                                                        In dieser Hoffnung bewahre uns durch Jesus Christus, unseren Freund und Bruder.

Gem.: Amen.

Die GottesdienstbesucherInnen erhalten vor der Predigt einen kleinen Spiegelmosaikstein.

Die Liebe Gottes sei mit uns allen. Amen.

Bei Paulus heißt es: Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber sehen wir Gott von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich Gott nur stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; ab die Liebe ist die größte unter ihnen.

Liebe Gemeinde!

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Diese Frage aus dem Märchen Schneewittchen ist weltweit bekannt. Und der geheimnisvolle Spiegel gibt eine Antwort.

Spiegel sind etwas Besonderes, sie ermöglichen es, dass wir uns selbst wahrnehmen. Die Schönste im ganzen Land, die Stiefmutter, muss, als sie älter wird, erkennen, dass Schneewittchen schöner ist als sie. Ob es ihr wirklich der Spiegel sagt, oder sie es sich im Stillen im Blick in den Spiegel eingestehen muss, sei dahingestellt. So ein Spiegelbild zeigt uns ja nicht immer das Angesicht, das wir gern sehen würden.

Für uns heute sind Spiegel selbstverständlich. In jedem Haus hängt ein Spiegel. Manche werfen eventuell noch einen Blick hinein, bevor sie aus dem Haus gehen. Wie sitzen die Haare? Sehe ich so müde aus, wie ich mich fühle? Wie steht mir mein neues Kleid?

Zur Zeit der Märchen war ein Spiegel für die einfachen Menschen ein Luxusgegenstand. Nur Reiche besaßen Spiegel. Erst ab dem 17. Jahrhundert konnte man einfacher Spiegel herstellen und in Königsschlössern entstanden ganze Spiegelsäle.

Im Altertum war sogar das Spiegelbild im Wasser die einzige Möglichkeit, sich selbst zu sehen. Zur Zeit von Paulus kann man von Spiegeln in heutiger Form noch nicht sprechen. Die ersten Spiegel waren aus Metall gegossen und wurden poliert. Zwar entwickelten die Römer im ersten Jahrhundert erste Glasspiegel, aber sie waren selten. Die polierten Metalle gaben nur ein trübes Bild, unscharf, matt. „Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel“, schreibt Paulus.

Das ist unbefriedigend, wenn wir uns gern erkennen möchten. Und das meint Paulus auch im übertragenen Sinn. Wir möchten die Welt gern begreifen, genauer durchschauen, uns selbst besser wahrnehmen. Doch in so vielen bleibt die Welt dem Menschen ein Rätsel und der Mensch dem Menschen auch. Paulus selbst hat es erlebt. War er doch einmal ein Christenverfolger gewesen und hatte Christen zur Anklage geführt. Nun war er selbst Christ geworden, verkündigte die Liebe Gottes, auch unter Lebensgefahr. So sehr können Menschen sich verändern. Und er hat sich für sein früheres Tun sicher geschämt und darunter gelitten, konnte aber das Leid, das er über andere gebracht hat, nicht mehr rückgängig machen.

Es gibt auch Menschen, die nach außen ganz reizend sind. Sie gelten als interessant, aufgeschlossen, offen und nach innen hinein in die Familie sieht es ganz anders aus, da wird bestimmt, befohlen, geherrscht, gedemütigt.

Oder umgekehrt. Zuhause ist alles liebevoll und auf der Arbeit zeigt sich eine andere Seite. – Die möchte ich nicht zur Chefin haben.  Eli Wiesel, ein KZ-Überlebender, hat das einmal drastisch gesagt, dass manche der grausamen KZ-Wärter in ihrer Familie wunderbare Väter waren. Gespaltene Persönlichkeiten.

Wie geht das zusammen? Wie ist das auszuhalten? Und wer sind wir wirklich? Wenn wir uns anschauen, bleibt es oft ein unklares Bild wie in einem alten Spiegel – verzerrt. Und dazu ist alles seitenverkehrt.

Niemand ist leicht zu erkennen und zu durchschauen. Manchmal ringen wir mit uns selbst, weil wir spüren, dass es schräg ist, was wir tun oder vorhaben, können aber einen besseren Weg nicht klar erkennen.

Paulus beschreibt mit dem trüben Spiegel auch noch die Beziehung zu Gott. Wir können uns nicht nur selbst nicht genau erkennen, sondern mit Gott kann es uns auch so gehen. Wir verstehen ihn nur stückweise. Es ist wie ein Puzzle, wo wir uns das ganze Bild noch nicht erschließen können. Warum lässt er so viel Leid zu? Warum hat er nicht aufgehört uns Menschen zu lieben? Wir erkennen nur bruchstückweise.

Mir gefällt diese Beschreibung unseres Daseins. Da gibt es im Leben so viele Puzzleteile, die ich einfach nicht zusammenbekomme. Wie können die Freude über Geburt und der frühe Tod an einer grausamen Krankheit in einem Bild verbunden werden? Wie soll ich beim Blick in die Welt angesichts von Krieg und Unrecht und Gewalt Kraft gewinnen, am Puzzle meines Lebens weiterzubauen? So vieles bleibt, dunkel, verzerrt, rätselhaft.

Paulus gibt im Korintherbrief zwei Antworten: Erstens:

  • Die Liebe bleibt! Glaube und Hoffnung auch, aber die Liebe ist die größte Kraft überhaupt. Brüche, Veränderungen, älter werden, wunderschöne Glücksgefühle, gelungene Beziehungen, Scheitern, Streit, Enttäuschung, Fragen ohne Antworten… wie kann uns das zusammenhalten als Mensch und als Gemeinschaft? Es geht, wenn wir uns angenommen und geliebt wissen. Von Gott, der mit uns in der Taufe einen Bund geschlossen hat, von unseren Eltern und der Familie, von FreundInnen. Wenn ich Bezugspersonen habe, wo ich so sein darf, wie ich bin. Wo ich Zuhause bin.

Dann erwächst aus der Liebe Hoffnung und der Glaube, dass es sich zu leben lohnt. Ich weiß dann:

*Ich bin nicht wertlos, wenn meine Abschlussprüfung daneben ging.

*Ich bin nicht wertlos, wenn meine Partnerin oder mein Partner mich verlassen hat.

*Meine Lebenszeit ist nicht wertlos, wenn ich auch die Lebenszeit eines geliebten Menschen nicht verlängern konnte und ihn viel zu früh hergeben musste.

*Ich bin nicht wertlos, wenn ich dem Druck im Beruf nicht standhalten kann.

*Mein Leben ist nicht umsonst, auch wenn ich selbst vielleicht nur Bruchteile der Welt verbessern kann.

Und die bleibende Liebe macht es möglich, dass wir einander in allem Leid Erfahrungen von Glaube, Hoffnung und Zuversicht schenken können. – Gemeinsam schweigen, Zeit teilen, Einladungen, gute Worte, etwas zum Wohlfühlen, all das hilft, die Bruch- oder Teilstücke unseres Lebens verbinden oder in unseren Lebensweg integrieren zu können.

Die Liebe Gottes zu uns, die Jesus uns vorgelebt hat, ist dabei ein gutes Vorbild. Man kann es auch so sagen: Mit jeder Tat der Liebe kommt der Himmel schon jetzt auf die Erde.

Antwort zwei von Paulus:

  • Es wird eine andere Zeit kommen als unser Jetzt. Zweimal sagt er: dann aber. Er verheißt, dass wir Gott schauen werden von Angesicht zu Angesicht und dann werden wir ihn und uns ganz erkennen. Die offenen Fragen werden eine Antwort finden. Wir werden mit dem Durcheinander in uns und in unserer Lebensgeschichte und unserer Welt nicht ohne Antwort bleiben. Aus dem Vorläufigen hier wird etwas Endgültiges.

Zugegeben, manches möchte ich jetzt schon genau wissen. Es gibt so viele große Warum?-Fragen ohne Antwort. Dass habe ich nicht nur bei Beerdigungen oft so empfunden, sondern auch bei Naturkata-strophen, für die Menschen nichts können, wie Erdbeben – wie jetzt in Syrien und der Türkei, und in der Folge davon Tzunamis, die so viele Menschenleben zerstören, wie wir es vor Jahren im indonesischen Raum erlebt haben.

Aber der Glaube hilft mir, trotzdem nicht aufzugeben. Weil es Schreckliches und Böses gibt, muss ich nicht aufhören, Gutes zu versuchen, Schönes zu schenken, oder an Gott zu glauben.

Hätte Gott uns sonst, nachdem Menschen Jesus gequält und hingerichtet haben, die Osterhoffnung geschenkt?

In den Stückwerken unseres Leben, im trüben Spiegel, der uns nicht alle Fragen beantwortet, und auch im Blick in den klaren Spiegel, der uns auf uns zurückwirft und kein Durchgang in eine neue Welt ist, wie in vielen märchenhaften Geschichten, – in all dem bleiben wir gehalten. Gehalten von einer Liebe, die uns hier und jetzt Kraft zum Leben gibt. Wir erleben sie im Vertrauen auf Gott und in einem liebevollen Miteinander, dass Gott uns zutraut.

Diese Liebe Gottes hat Paulus durch sein wechselhaftes Leben getragen, dass auch oftmals in Gefahr war; Schiffbruch und Gefängnis hat er durchlitten. Aber er hat nicht aufgehört, von dieser Liebe zu erzählen mit ganzer Kraft, mit vollem Risiko und ehrlich gegenüber seiner Person und seiner Lebensgeschichte.

Wir können ihm dafür danken. Aber mehr noch: Wir können diese Liebe erfahrbar machen als Kraft, die uns am Dunkel im Leben, an allen Rätseln und Verzerrtem oder an Brüchen nicht zerbrechen lässt, und deshalb trotz allem Liebe wagen im Miteinander. Und das hilft uns dann auch, dass wir beim Blick in den Spiegel uns selbst ins Gesicht sehen können.  

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft halte unseren Verstand wach und unsere Hoffnung groß. Amen.

Fürbitte

Gott, wir danken dir für die Größe deiner Liebe zu uns und dafür, dass diese Liebe niemals aufhört.

Wir danken dir für die Kraft der Liebe, die uns helfen kann, die Stückwerke und Brüche unseres Lebens auszuhalten und uns an guten Erfahrungen und liebevollen Begegnungen zu freuen und zu stärken.

Wir danken auch dafür, dass wir Liebe schenken können und damit anderen in Krisen ihres Lebens beistehen können.

So finden wir im Trüben neue Hoffnung und in Urklarheit und Angst bleibt unser Glaube ein starker Rückhalt.

Wir bitten dich in diesen Tagen für die Opfer von Naturkatastrophen. Lass sie die nötige Hilfe erfahren.

Wir bitten für die Opfer von Diktatur und Gewalt,

für die unterdrückten Frauen, die zu Unrecht Verhafteten, für Kriegsopfer und Flüchtlinge.

Diese Lebensbrüche fordern viel, hilf uns sie zu lindern, wo wir können, und lass uns nicht stumm bleiben,

sondern für die Leidenden unsere Stimme erheben.

Gott, wir bitten dich für die Menschen,

die große Verantwortung tragen,

dass sie weise Entscheidungen treffen.

Wir bitten um mehr Sachlichkeit in Konflikten und

auch um Eigeninitiative, wo Grenzen erreicht werden.

Lass uns vertrauen, dass wir auch Herausforderungen und sogar Zumutungen gewachsen sein können, wenn wir einander so begegnen, wie Jesus es vorgelebt hat.

Gott, wir bitten dich für die Menschen in unseren Gemeinden, die müde geworden sind von den Diskussionen um neue Strukturen und Zuständigkeiten. Lass sie viel mehr Kraft schöpfen aus deiner frohen Botschaft.

Wir bitten auch darum, dass wir in der Kirche Konflikte konstruktiv lösen können.

Und wir hoffen, dass viele zu unserer Gemeinschaft zurückkehren. Mutig können wir dafür werben.

Gott, wir bitten dich für die Menschen in unserer Gemeinde, die an Veränderungen, an Abschieden, Schmerz, Krankheit und Sorgen zu zerbrechen drohen. Wir denken an die Einsamen und diejenigen, die sich nicht verstanden fühlen und besonders an die Kinder und Jugendlichen, die sich um ihre Zukunft sorgen.

Lass uns dem Glaube, der Liebe und der Hoffnung ein Angesicht geben,

das klar ist, weil es um deine Liebe weiß.

Alles, was uns weiter bedrückt, schwer auf dem Herzen liegt und dazu die Menschen, die wir lieben, vertrauen wir dir mit an, wenn wir das Gebet sprechen, das Jesus uns geschenkt hat.

Vater unser

Kein Respekt vor altem Erbe

Kompletter Gottesdienst zum Thema „Kein Respekt vor altem Erbe“ – Nabots Weinberg 1.Könige 21

Die Lesungen und die Überschrift entstammen dem Buch „Geldgeschichten der Bibel“. Sie wurden ausgewählt von Dietrich Bauer, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2006.

Die Lieder sind ausgewählt aus dem Beiheft zum Evangelischen Gesangbuch in der Nordkirche „Himmel, Erde, Luft und Meer“

Gottesdienstablauf

„Kein Respekt vor altem Erbe“- Nabots Weinberg

Orgelvorspiel

Begrüßung

Lied 106, 1-3+6 Singt Gott, unserm Herrn

Pn.: Gott sei mit euch

Gemeinde: und mit deinem Geist.

Psalm 113 im Wechsel

Pn.: Lobt fröhlich den Namen Gottes!

Sein Name sei gepriesen von heute an bis in alle Zukunft!

Gem.: Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn.

Pn.: Hoch über allen Völkern steht Gott, seine Herrlichkeit reicht,

so weit der Himmel ist.

Gem.: Wer ist wie Gott? Er steigt hinauf, um in der Höhe zu thronen,

er beugt sich nieder, um in die Tiefe zu schauen.

Pn.: Einzigartig ist er im Himmel und auf der Erde!

Gem.: Den Geringen zieht er aus dem Staub.

Den Armen holt er aus dem Schmutz.

Pn.: Er lässt ihn bei den Fürsten wohnen:

Ja, bei den Fürsten seines Volkes.

Alle: (gesprochen): Ehre sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt

und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Klagegebet (endet mit: darum bitten wir)

Gem..: Kyrie eleison/christe eleison/kyrie eleison

Gnadenwort (endet mit: Darum singen wir)

Gem.: Allein Gott in der Höh´ sei Ehr und Dank für seine Gnade. Darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat, nun ist groß Fried` ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Gebet Gem.: Amen

Lesung Jesus Sirach 33,20-24

Lied 104,1-3 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt

Lesung Lukas 15, 11-32 Der verlorene Sohn

Bekenntnis (nach Christoph von Lowtzow, in: Konkret beten, J.F.Steinkopf Verlag GmbH 1996, S. 98f)

Wir glauben an Gott, den Vater, den Schöpfer der Welt.

Er hat uns geschaffen als Frau und Mann und uns die Freiheit gegeben,

Sorge zu tragen für die Erde, Leben zu erhalten,

Frieden zu fördern und uns dafür einzusetzen,

dass die Menschen zusammengehören

in Gleichheit und Gerechtigkeit.

Wir glauben an Jesus Christus, unseren Herrn,

geboren als Mensch in Israel von Maria.

Er bezeugte mit seinem Leben Gottes Nähe und Liebe.

So verkündete er den Armen die Parteinahme Gottes,

den Gefangenen Freiheit, den Blinden, dass sie sehen,

den Unterdrückten Befreiung.

Er litt, wurde gefoltert und von den Mächtigen

unter Pontius Pilatus am Kreuz getötet,

auferweckt zum Leben und zur Hoffnung für alle.

Er befreit uns, eint uns weltweit, trotz aller Verschiedenheit,

damit wir miteinander und füreinander leben und ihn so bezeugen.

Wir glauben an den Heiligen Geist,

die Kraft des neuen Lebens in Christus,

der uns und alles immer wieder verändert,

der uns sendet mit dem Ziel,

alle Menschen in neuer Gemeinschaft zusammenzubringen,

in seiner Nähe, dem in Vielfalt einen Gott. Amen.

Lied 92,1-4 Lobe den Herrn, meine Seele

Predigt

Lied 122,1-4 Meine engen Grenzen

Abkündigungen

Lied: Ist der Himmel dir Schutz und Schirm

Spürst du kalten Wind im Gesicht

und hast du Träume, die dir Angst einjagen,

spricht Gott: Fürchte dich nur nicht,

ich will dich durch alle Zeiten tragen.

Ich bin da, wo du auch bist,

selbst wenn du mich mal vergisst,

ist mein Himmel dir Schutz und Schirm.

Ging dir wieder mal etwas schief,

hat man dich ausgelacht und stehn` gelassen,

denk daran, du stürzt nicht zu tief,

denn unser Gott wird dich nicht fallen lassen.

Er ist da, wo du auch bist,

selbst wenn du ihn mal vergisst,

ist sein Himmel dir Schutz und Schirm.

Wenn eine schlimme Nachricht bedrückt

und du alleine bist und unverstanden,

verspricht Gott, dass er Engel schickt,

sie stärken dich, Hoffnung ist auferstanden.

Sie sind da, wo du auch bist,

selbst wenn du sie mal vergisst,

ist ihr Himmel dir Schutz und Schirm.

© Anke Dittmann – Melodie dazu auf Anfrage erhältlich

Fürbittengebet

Vater unser

Lied 38, 1-4 Herr, wir bitten, komm und segne uns

Sendung und Segen

Orgelnachspiel

Begrüßung

„Kein Respekt vor altem Erbe“ – so lautet heute das Thema in unserem Gottesdienst. Herzlich willkommen dazu Ihnen und euch allen.

Die Bibel kennt schon die Streitigkeiten, die in so vielen Familien oder Gemeinschaften leider oft zu Brüchen führen, Streit um ein Erbe gehört dazu. Bei der Geschichte vom Weinberg des Bauern Nabot spielen dazu noch so einiges mit hinein, was nicht gerade die Sonnenseiten menschlicher Charaktere aufzeigt. Dazu in der Predigt mehr.

Die Lieder heute habe ich fast alle aus dem kleinen, neuen Gesangbuch ausgesucht und auf den weißen Blättern finden Sie wieder alle Hinweise für den Gottesdienst.

Lassen Sie uns nun beginnen im Namen Gottes, der alles Leben erschaffen hat, der seine Liebe in Christus unter uns gelebt hat und der mit seinem Heiligen Geist Freiheit und Gerechtigkeit stärkt. Amen.

Klagegebet

Wir klagen dir Gott, unsere Streitigkeiten, unsere Rechthaberei, unser Rosinenpicken auf Kosten anderer.

Wir klagen dir die Habgier und den Neid unter uns Menschen, die uns zu Lügen verleiten.

Wir klagen dir wachsende Gewaltbereitschaft und Herrschsucht mancher, die Verantwortung für andere tragen.

Wir machen uns Sorgen um die Welt, um das Klima, um die Zukunft.

Wir sind auch traurig, dass wir deine Gebote der Freiheit oft links liegen lassen.

Darum bitten wir:

Gem.: Kyrie eleison

Gnadenwort

Gott lässt Gnade walten über denen, die ihn fürchten, und wer der Gerechtigkeit und Güte nachjagt, der findet Leben, Gerechtigkeit und Ehre. Das ist Gottes Wunsch für uns. Darum singen wir:

Gem.: Allein Gott…

Eingangsgebet

Guter Gott,

wir danken dir, dass du uns den Sonntag und den Gottesdienst schenkst, wo wir vom Alltag Abstand gewinnen und unser Leben neu betrachten können. Das hilft uns, wenn wir uns in Sorgen verrannt haben.

Das hilft uns, dankbar zu sein, wenn wir etwas Schönes erlebt haben, das hilft uns das Leben insgesamt zu verstehen und zu ordnen.

Wir danken dir für deine liebevolle Sicht auf uns, die uns den Mut macht, dass wir uns auch dem Unbequemen und dem Scheitern stellen können.

Lass uns von dir lernen aus der Liebe zu leben. So sei uns nahe heute hier im Gottesdienst und segne unser Reden und Tun. Das bitten wir dich im Namen Jesu, unserem Freund und Bruder. Amen.

Lesungen und Bekenntnis siehe Gottesdienstablauf

Predigt

Gnade sei mit uns und Friede von Gott. Amen.

Liebe Gemeinde!

Das Leben schreibt Geschichten. Viele Geschichten, zum Glück viele schöne. Aber nicht alle sind so, dass wir mit ihrem Ende einverstanden sind oder mit dem Verhalten der einzelnen Charaktere und schon gar nicht mit der Handlung, die uns manchmal traurig macht und manchmal zur Weißglut bringt.

In der Bibel sind Geschichten aus dem Leben von Menschen aufgeschrieben. Doch die Menschen, die die Bibel geschrieben haben, schreiben sie als Glaubensgeschichte auf, denn Gott und unser Leben sind untrennbar verknüpft. Die Geschichten weisen uns deshalb auf Gottes Willen hin, woraus wir dann lernen können, – zumindest mal drüber nachdenken.

Immer wieder stellen sich die biblischen Geschichten als aktuell heraus. Ich bin geneigt zu sagen, weil sie Lebensmuster widerspiegeln, aus denen Menschen, wir, leider immer noch nicht oder kaum oder nur punktuell gelernt haben.

Die Geschichte, die wir heute dazu hören, ist dazu eine Novelle mit ganz vielen Anspielungen auf unsere menschlichen Schwächen, unsere Hinterlistigkeit und sogar Skrupellosigkeit, auf unsere Energie, unseren Vorteil voll und rücksichtslos auszuschöpfen. Sie spielt im 9. Jahrhundert vor Christus.

Im Konfirmandenunterricht ist diese Geschichte ein fester Bestandteil beim Thema „Die 10 Gebote“. Mehr als 5 der Gebote klingen hier an. Ich lese jetzt die Geschichte, vielleicht kommt Ihnen dazu schon das ein oder andere Gebot in den Sinn.

Lesen 1. Könige 21,1-16 (Geschichte lesen bis Ahab den Weinberg in Besitz nimmt.)

Ein Kleinbauer verliert sein Land gegen einen Großgrundbesitzer, eine Geschichte, die sich tausendfach wiederholt.

In Jesreel hatte Ahab seine Winterresidenz. Er hat ein Auge auf den Weinberg geworfen und will den unbedingt haben als Gemüsegarten. Das Stück Land und kein anderes. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Knecht, Magd, Vieh und alles was sein ist, das 9+10. Gebot. Ahab vergisst das, aber er macht Nabot immerhin ein gutes Angebot.

Wider Erwarten lehnt Nabot ab. Ganz schön mutig so gegen den König zu entscheiden. Aber die damalige Rechtsprechung war auf Nabots Seite. Wenn es um den Besitz eines Bürgers ging, waren dessen Rechte darauf stärker als der Wille des Königs. Nabot achtet mit dieser Entscheidung das Vermächtnis seiner Familie. Das 4. Gebot: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

Leider sind immer wieder Menschen, die in solch einer großen Verantwortung stehen wie Ahab, manchmal wie kleine Kinder, vielleicht verwöhnt und narzisstisch. Ahab verkriecht sich – wie ein bockiges Kind – in sein Bett und will nichts mehr essen und keinen sehen. Kein vertrauenswürdiger König, finde ich. Und er hat Israel immerhin 19 Jahre regiert.

Seine Frau Isebel, die einen anderen Glauben hat und sich den Gesetzen Israels nicht verpflichtet fühlt, bringt seine Macht ins Spiel: DU bist doch der König! Und sie hat schon einen Plan. Und was für einen!

Wozu Feiertage nicht alles gut sein können? Sie ruft einfach ein Fasten, einen Bußtag, aus. 3. Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen. Doch von Missbrauch von Feiertagen will Gott nichts wissen. Nabot wird als Ehrengast eingeladen und dann verleumdet von falschen Zeugen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wieder deinen Nächsten (8.Gebot). Nabot hat Gott und dem König geflucht! Behaupten die gekauften Männer. Also wurde das zweite Gebot gebrochen, angeblich. Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Und dann erfolgt gleich die Todesstrafe. Steinigung. 5. Gebot: Du sollst nicht töten.

Keiner scheint Nabot beizustehen. Alle Anwesenden spielen das Spiel mit. Praktischerweise fällt der Besitz eines zum Tode verurteilten Menschen automatisch dem König zu. Ahab hatte seinen Weinberg. Damit hat er nichts anderes, als das Land gestohlen. 7. Gebot: Du sollst nicht stehlen.

Insgesamt erzählt die Geschichte, wie ausgehöhlt die Rechtsprechung in Israel unter Ahab gewesen sein muss. Wer nicht Gott, sondern sich selbst an erste Stelle setzt, verstößt gegen das 1. Gebot: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Doch mit Korruption ließ und lässt sich da Manches regeln.

Sieben Gebote werden berührt in dieser traurigen Geschichte.

Doch die Bibel macht hier keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt.

Fortsetzung lesen 1. Könige 21,17-24

Ahab erschrak nach diesen Worten Elijas. Mit diesem Propheten Gottes hatte er schon oft Streit, so dass Elija sich vor Ahab sogar verstecken musste. Aber diesmal bereute Ahab sein Tun ernsthaft, und deshalb durfte er noch einige Zeit König bleiben. Dann aber starb er im Krieg und sein Sohn Joram wurde König, der bei einem Putsch genau auf dem Grundstück von Nabot ums Leben kam. Und Isebel wurde während des Putsches von der Zinne der Stadtmauer gestoßen und ihr Blut wurde, wie Elija angekündigt hatte, von den Hunden aufgeleckt.

Mit dieser Geschichte von Nabots Weinberg haben wir weit mehr als ein Beispiel für die Erzählkunst damals. Die Autoren, die diese Gottesgeschichten gesammelt haben, wollten Folgendes klar machen: Gott schweigt nicht! Hier ist er sogar so streng gegen die Rechtsbrecher, dass er die Macht einer ganzen königlichen Familie auslöscht. Gott wacht über die Rechtsprechung. Und der Mord an dem kleinen Weinbauern Nabot lässt sich vor Gott nicht vertuschen.

Ahab hatte kein Respekt vor dem alten Erbe, weder vor der Einstellung Nabots zum Erbe der Familie noch vor dem zentralen Erbe Israels, den 10 Geboten. Und das führt zu keinem guten Ende.

Schaue ich auf diese Geschichte, hätte ich mir ein Einschreiten Gottes natürlich vor der Steinigung Nabots gewünscht. Trotzdem mag ich die Geschichte. Sie zeigt, wie wichtig der Respekt vor den Geboten ist, um in Freiheit leben zu können. Und sie zeigt genau auf, wie rasch alles zugrunde gehen kann, wenn wir Gottes Gebote missachten. Das bedeutet, so zeigt es die Geschichte gut, dass die Abkehr von Grundwerten auch Folgen für die nächste Generation hat. Und das kennen wir auch, ob es bei Konflikten durch Streit in der Familie ist, durch Krieg oder Umweltzerstörung oder verheerende Politik, es wird die Folgegenerationen mitbestimmen.

Dazu erleben wir auch heute noch viele traurige Geschichten gerade bei Thema Gerechtigkeit. Wir erleben einen massenhaften Landraub in Afrika oder Lateinamerika. Korruption ist in vielen Ländern ein großes Problem, z.B. da deshalb so oft Hilfe nicht da ankommt, wohin sie gedacht war, oder auf Kosten anderer spekuliert wird. In Bukarest demonstrieren die Menschen gerade gegen Korruption. Auch halten sich undemokratische und verletzende Strukturen, wenn Menschen sich kaufen lassen. Und wir können heute die Frage von Pilatus: ‚Was ist Wahrheit?‘ gar nicht oft genug stellen. Denn wenn etwas behauptet wird, gesagt, oder schwarz auf weiß geschrieben oder getwittert, stimmt es oder bleibt es noch lange nicht. Und das verunsichert.

Aber auch die Schweiger in der Geschichte von Nabot tragen eine Mitschuld. Das bedeutet, selbst wenn wir uns bei Ungerechtigkeiten raushalten, tragen wir eine Mitverantwortung. Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Geschichte.

Gott macht auf jeden Fall da, wo wir einen Punkt setzen und meinen, die Geschichte sei zu Ende, einen Doppelpunkt. Es rächt sich, wenn wir den Werten der 10 Gebote den Rücken zukehren. Es rächt sich, wenn sich Verantwortliche nicht mehr ernsthaft einer übergeordneten Größe verpflichtet wissen, und genauso, wenn es viele mundtote Mitläufer gibt. Und das gilt überall: privat, wo vieles totgeschwiegen wird, was Schlimmes im häuslichen Bereich passiert, im Beruf, wo in Betrieben ein schlechtes Klima herrscht mit viel Druck von oben nach unten, oder in der Politik oder der Wirtschaft, die in der Gefahr sein können, Menschenrechte und den Erhalt der Schöpfung zu vergessen.

Freiheit braucht Grundgebote und eine faire Rechtsprechung. Und Freiheit braucht Menschen, die für diese Werte einstehen. Daran erinnert uns die Geschichte von Nabot.

Die 10 Gebote sind ein unendlich kostbares Grundgerüst. Und ich glaube, es ist eine gute Anregung, wenn wir uns vornehmen, unsere Lebensgeschichte mit diesem Fundament zu schreiben. Dann haben wir mehr Chancen auf schöne Lebensgeschichten für uns und andere. Amen.

Fürbittengebet

Gerechter Gott,

wir sehnen uns nach einer Welt,

in der ein Wort wieder gilt,

in der Wahrheit eine Tugend ist

und Hilfsbereitschaft oberstes Gebot.

Lass mit deiner Hilfe aus dieser Sehnsucht Taten wachsen.

Wir denken an all die vielen Menschen, die unter Unrecht leiden.

An die Menschen, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden,

und das gilt auch für viele Christen,

wir denken an Menschen, denen ihre Würde geraubt wird,

an Kinder, die Sklavenarbeit tun,

an ausgebeutete Arbeiterinnen und Arbeiter,

an die Menschen, denen eine Stimme in der Gesellschaft fehlt

und deren Rechte deshalb auf Eis liegen.

Wir machen uns auch Sorgen, wenn Menschen,

die in Verantwortung stehen, dieser nicht gerecht werden.

Wir haben Angst vor denen, die um ihre Macht zu behalten, ihre Macht missbrauchen.

Gott, wir sind traurig darüber,

dass es immer noch in vielen Ländern die Todesstrafe gibt

und diese auch angewendet wird.

Wir trauern dabei besonders um die Opfer,

die wegen ihrer eigenen Meinung verurteilt werden.

Gott, wir bitten dich für uns selbst, dass wir uns nicht mundtot machen lassen,

dass wir keine Duckmäuser werden, weil wir damit Unrecht stärken

und Menschen, die uns brauchen, nicht beistehen können.

Wir bitten dich auch um mehr Respekt untereinander.

Und wir danken dir für die 10 Gebote, den Grundstock der Menschenrechte,

und danken dir für eine unabhängige Rechtsprechung in unserem Land.

Gott, alles was uns im Herzen umtreibt, Sorgen und Freuden, unsere Lebensgeschichte und die anderer, und die Menschen, die wir lieben, nehmen wir mit hinein in das Gebet, das Jesus uns geschenkt hat.

Vater unser

Sendung und Segen

Gott, lass uns als Gemeinde wie gute Freunde zusammenhalten, stärke unsere Gemeinschaft untereinander und mit dir. Lass unsere Herzen und unser Miteinander mit Freude erfüllt sein. Lass uns zusammen träumen, beten und arbeiten an der einen Welt voll Geborgenheit, Liebe und vertrauen.

So bitten wir um deinen Frieden.

Gott segne dich und behüte dich.

Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

© Anke Dittmann

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