Ein Wort-angedacht

Eselsbank

Bei einer Fortbildung zum Thema Gerechtigkeit haben wir uns als Teilnehmende einmal ausgetauscht, wo wir persönlich in unserem Leben Ungerechtigkeit empfunden haben. Überraschend war, dass fast alle von Erlebnissen aus der Schule erzählten. Ich auch. Zensuren wurden als eher willkürlich empfunden, Lehrende hatte ihre Lieblinge. Individuelle Ideen waren nicht immer willkommen.

Dabei finde ich Lernen wirklich toll, und es gibt so viel Interessantes.

Tief verborgen in mir tauchte in diesem Zusammenhang ein Wort auf, das ich mit der Kindheit meiner Großeltern verbinde: die Eselsbank. Rigoros wurden dort die SchülerInnen platziert, die wiederholten oder auch überforderten, weil sie den Rahmen sprengten; die SchülerInnen also, die störten, frech oder bockig waren oder die wirklich nicht mitkamen und mehr Hilfe gebraucht hätten. Ganz hinten oder ganz vorn saßen sie extra und nicht nur das: Sie wurden abgestempelt – als Esel.

Esel sind natürlich nicht dumm, wie oft behauptet. Sprichwörtlich als dumm, faul und stur verrufen, ist er (der Esel) in Wahrheit gesellig, loyal und überaus neugierig.“ (https://welttierschutz.org/tierportrait-esel/ ) Umsonst ist der Esel nicht schon so lange Zeit ein Haustier des Menschen. Doch im Umgangssprachlichen stehen die Esel leider noch häufig für stur und dumm.

Ich kann mir vorstellen, dass auch manch ein/e Schüler/in auf der Eselsbank eine gesellige Seite hatte oder überaus neugierig gewesen ist und vielleicht auch ganz loyal zu der Einstellung, ein eigenes Individuum zu sein. Das ist nicht immer einfach im Miteinander, aber kein Grund, klein gemacht zu werden. Ich hätte an so einem Stempel aus der Schulzeit lange zu tragen gehabt, wenn mir doch manche Zensurenentscheidung noch nach Jahrzehnten so hartnäckig als Unrechtserfahrung nachhängt.

Der Begriff legt es uns auf jeden Fall ans Herz, pauschale Urteile und Schubladendenken  abzubauen, und solche Plätze – wie Eselsbänke – weder real noch im Kopf zu billigen, da sie Ungerechtigkeit auslösen und verletzen.

©Anke Dittmann 14.9.23

 

 

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