(entwickelt mit dem Materialheft zur Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen, Lieder nach dem Liederbuch zum Reformationssommer 2017 Frei Töne)
Vorspiel
Begrüßung
Wir sind hier zusammen im Namen Gottes, er hat uns geschaffen, er ist uns in Christus zum Bruder geworden, und er stärkt uns täglich neu mit der Kraft seines Heiligen Geistes. Amen.
Herzlich willkommen heute zum Gottesdienst …
Heute geht es um Rahab. Bei Matthäus im Stammbaum Jesu ist sie als eine der Urmütter Jesu genannt. Ihre Geschichte findet sich im Buch Josua. Um Rahab besser zu verstehen, lade ich Sie heute im Predigtteil zu einem Briefwechsel ein.
Gott segne unseren Gottesdienst.
Lied 8, 1+2 Dich rühmt der Morgen
Pn.: Gott sei mit euch
Gem.: und mit deinem Geist.
Psalm 139 (im Wechsel)
Pn.: Gott, du erforschest mich und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Gem.: Ich gehe oder liege,
so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
Pn.: Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, Gott, nicht alles wüsstest.
Gem.: Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
Pn.: Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Gem.: Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Pn.: Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort
deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Gem.: Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Pn.: Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.
Gem.: Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin,
und leite mich auf ewigem Wege.
Alle: Ehr` sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Klagegebet (endet mit: Darum bitten wir:)
Gott, wir kommen zu dir mit allem, was uns im Herzen und in Gedanken bewegt.
Wir danken für Freude. Aber es gibt auch große Sorgen.
Wir sorgen uns um Frieden und den Erhalt der Demokratie.
Wir sorgen uns um wachsende Vereinsamung und Armut.
Wir sorgen uns um die Gewalt, die entsteht,
wenn Menschen sich in der wachsenden Schere von arm und reich abgehängt fühlen,
auf der Flucht abgewiesen werden, ohne Chancen bleiben.
Die Welt ist noch weit entfernt davon, dein Reich zu sein.
All dies und die persönlichen Sorgen zehren an uns und unserer Hoffnung.
Darum bitten wir:

Gem.: Kyrie aus der Ukraine
Gnadenwort (endet mit: Darum singen wir:)
Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Jesu Menschenfreundlichkeit lässt uns trotz allem zuversichtlich nach vorn blicken. Darum singen wir:
Gem.: Allein Gott in der Höh´ sei Ehr und Dank für seine Gnade. Darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat, nun ist groß Fried ohne Unterlass, als Fehd hat nun ein Ende.
Gebet
Gott, lass uns hier im Gottesdienst zur Ruhe kommen. Danke für die Zeit zum Nachdenken, für neue Hoffnung, für Gedankenanstöße. Schenke deinen Geist, der neue Perspektiven schafft und begehbare Wege weist. So finden wir Kraft für unseren Tag und unser Miteinander. Dies erbitten wir im Namen Jesu Christi, der für uns alles auf sich genommen hat, damit wir leben.
Gem.: Amen
Lesung Hebräer 11.30-31 und 12,1-2
Im Hebräer 11,30-31 und 12,1-2 wird an die Zeugen des Glaubens aus dem Alten Testament erinnert, auch an Rahab. Dort heißt es:
30 Allein der Glaube des Volkes Israel war es, der die Mauern von Jericho einstürzen ließ, nachdem die Israeliten sieben Tage lang um die Stadt gezogen waren. 31 Nur weil die Prostituierte Rahab Gott vertraute und Israels Kundschafter freundlich aufnahm, wurde sie nicht getötet wie alle anderen Bewohner von Jericho, die sich Gottes Willen widersetzt hatten.
1 Da wir nun so viele Zeugen des Glaubens um uns haben, lasst uns alles ablegen, was uns in dem Wettkampf behindert, den wir begonnen haben – auch die Sünde, die uns immer wieder fesseln will. Mit Ausdauer wollen wir auch noch das letzte Stück bis zum Ziel durchhalten. 2 Dabei wollen wir nicht nach links oder rechts schauen, sondern allein auf Jesus. Er hat uns den Glauben geschenkt und wird ihn bewahren, bis wir am Ziel sind.
Bekenntnislied 137 Wir glauben: Gott ist in der Welt
Rahabs Geschichte Josua 2 und 6 – dazu ein rotes Band an die Kanzel hängen
Die Geschichte von Rahab beginnt in Kapitel 2 damit, dass Josua Kundschafter nach Jericho schickt
1 Die Israeliten lagerten zu dieser Zeit in der Gegend von Schittim. Von dort schickte Josua, der Sohn von Nun, heimlich zwei Männer los. Sie sollten das vor ihnen liegende Land auskundschaften, besonders die Stadt Jericho. Die beiden machten sich auf den Weg und erreichten gegen Abend die Stadt. Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht kamen sie in das Haus einer Prostituierten namens Rahab. 2 Kurzdarauf erhielt der König von Jericho die Nachricht: »Heute Abend sind israelitische Männer eingetroffen, die unser Land erkunden sollen. Sie halten sich bei Rahab auf.« 3 Der König schickte sofort Soldaten zu Rahab. Sie befahlen ihr: »Bring die Männer heraus! Sie wollen unser Land ausspionieren.« 4 Rahab aber hatte die beiden Israeliten versteckt und stellte sich ahnungslos: »Ja, diese Männer sind bei mir gewesen. Ich wusste aber nicht, wo sie herkamen. 5 Sie brachen wieder auf, als es dunkel wurde und das Stadttor geschlossen werden sollte. Ich kann nicht sagen, wohin sie gegangen sind. Wenn ihr ihnen schnell nachlauft, holt ihr sie bestimmt ein.« 6 Rahabhatte die Israeliten auf ihr Flachdach gebracht und unter Flachsstängeln versteckt, die dort aufgeschichtet waren. 7 Die Soldaten des Königs nahmen die Verfolgung auf und eilten in Richtung des Jordanübergangs davon. Unmittelbar hinter ihnen wurde das Stadttor geschlossen. 8 Bevor die beiden Israeliten sich schlafen legten, stieg Rahab zu ihnen auf das Dach 9 und sagte: »Ich weiß, dass Gott eurem Volk dieses Land geben wird. Wir haben große Angst. Jeder hier zittert vor euch. 10 Wir haben gehört, dass euer Gott euch einen Weg durch das Schilfmeer gebahnt hat, als ihr aus Ägypten gekommen seid. Wir wissen auch, was ihr mit den Amoritern und ihren Königen auf der anderen Jordanseite gemacht habt: Ihr habt sie völlig vernichtet. 11 Als wir das hörten, waren wir vor Angst wie gelähmt. Jeder von uns hat den Mut verloren. Euer Gott ist der wahre Gott oben im Himmel und hier unten auf der Erde. 12 Deshalb flehe ich euch an: Schwört mir jetzt bei eurem Gott, dass ihr meine Familie und mich verschont, denn ich habe auch euch das Leben gerettet. Bitte gebt mir einen Beweis dafür, dass ich euch vertrauen kann. 13 Lasst meine Eltern und Geschwister und alle ihre Angehörigen am Leben. Rettet uns vor dem Tod!« 14 Die Männer antworteten ihr: »Wenn ihr uns nicht verratet, stehen wir mit unserem Leben dafür ein, dass euch nichts getan wird. Wenn Gott uns dieses Land gibt, werden wir unser Versprechen einlösen und euch verschonen.« 15 Rahabs Haus lag direkt an der Stadtmauer. So konnte sie die Männer durch eines ihrer Fenster mit einem Seil hinunterlassen, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. 16 Sie riet ihnen: »Lauft erst ins Bergland, damit euch die Verfolger nicht finden! Versteckt euch dort drei Tage, bis sie zurückgekehrt sind. Danach geht, wohin ihr wollt.« 17 Die beiden Männer sagten zu ihr: »Der Eid, den wir dir gegeben haben, bindet uns nur unter diesen Bedingungen: 18 Wenn unsere Soldaten hier eintreffen, musst du das rote Seil, an dem du uns jetzt hinablässt, an dein Fenster binden. Und deine Eltern, deine Geschwister und alle Verwandten müssen hier bei dir im Haus sein. 19 Jeder, der nach draußen geht, ist selbst verantwortlich für seinen Tod. Wer aber bei dir im Haus bleibt und trotzdem angegriffen wird, für den stehen wir mit unserem Leben ein. 20 Solltest du uns aber verraten, ist unser Eid ungültig!« 21 »Einverstanden«, antwortete Rahab. Dann half sie ihnen, ins Freie zu gelangen. Als sie fort waren, band Rahab das rote Seil ans Fenster.
– Und im Kapitel 6 heißt es dann:
Als die Stadtmauern Jerichos gefallen waren, befahl Josua den beiden jungen Männern, die Jericho erkundet hatten: »Geht zum Haus der Prostituierten und holt sie und ihre Angehörigen heraus, wie ihr es geschworen habt!« 23 Die beiden liefen zu Rahabs Haus, brachten sie zusammen mit ihren Eltern, Geschwistern und allen Verwandten aus der Stadt und führten sie an einen Ort außerhalb des israelitischen Lagers. 24 Schließlich steckte man Jericho in Brand. Nur das Silber, das Gold und die bronzenen und eisernen Gegenstände nahmen die Israeliten mit und brachten sie in die Schatzkammer des heiligen Zeltes. 25 Von den Einwohnern der Stadt ließ Josua niemanden am Leben außer der Prostituierten Rahab, der Familie ihres Vaters und ihren anderen Verwandten. Denn sie hatte die israelitischen Kundschafter versteckt, die Josua nach Jericho gesandt hatte. Noch heute lebt sie in Israel.
Lied 1 Du bist ein Gott, der mich anschaut
1.Brief an Rahab
Liebe Rahab!
Du sollst eine Ahnmutter Jesu sein? Mir fallt es schwer, das hinzunehmen. In meinen Augen hast du unverständlich gehandelt. Eigennützig nur an Dich und Deine Familie gedacht und die Stadt verraten; du hast dich mit den Feinden verbündet in einem unbarmherzigen Krieg, der allen anderen BewohnerInnen Jerichos das Leben gekostet hat.
Hattest Du keine Freunde und Freundinnen in der Stadt? Waren dir alle anderen egal? Hättest du nicht mehr herausschlagen können im Bündnis mit den Feinden?
Gab es keinen Widerstand, keine Chance, Jericho zu retten?
Oder hast du die Stadt und ihre Menschen gehasst, waren sie dir gleichgültig, oder feindeten sie dich an, weil du eine Prostituierte warst und eine reiche dazu?
Schlau warst du, das gebe ich zu. Mit dem Versprechen und dem Zeichen hattest du alles Nötige im Blick. Ich kann es trotzdem nicht billigen, was du getan hast, oder hast du aus Angst gehandelt? Ich würde dich gern besser verstehen.
Mit freundlichem Gruß
NN
Rahabs Antwort (rotes Band nehmen und um die Schultern legen)
Liebe NN,
so viele Fragen hast Du. Wie soll ich sie einer Frau aus dem 21. Jahrhundert nach Christus beantworten? Ich, eine Frau, die Jahrhunderte vor Christus lebte.
Du klagst mich an, weil du mich nicht verstehst. Das haben neben dir schon viele andere getan. Ich will dir ein wenig von mir erzählen, vielleicht klärt sich etwas für dich.
Ich bin eine Hure gewesen. Das stimmt. Aber deshalb hatmich niemand angeklagt. Prostitution war ein ganz normalesGewerbe. Männer durften zu uns kommen, nur der Umgang mit verheirateten Frauen war ihnen verboten.
Mich hat mein Beruf wohlhabend gemacht. Auch die Familie meines Vaters hat davon ganz gut gelebt. Ich besaß ein großes Haus, eine Gastwirtschaft, eine sich selbst tragende Hauswirtschaft. Knechte und Mägde, Sklavinnen und Sklaven habe ich befehligt.
In meiner Position war ich unabhängig und selbständig und längst konnte ich mir meine Kunden aussuchen.
Dazu galt ich als schön und genoss das auch. Noch in Deiner Zeit wird von mir erzählt, dass alle Prinzen und Könige von weit herkamen, um mit mir eine Nacht zu verbringen. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber nicht ganz falsch.
Auf diesem Weg vertrauten sich mir viele wichtige Personen an. So war ich auch politisch gut informiert. Wahrscheinlich besser als unser König. Und ich glaube, ich war meinen Kunden eine ebenbürtige Gesprächspartnerin und habe manch guten Rat gegeben.
Natürlich war dies alles nur möglich, weil ich nicht geheiratet habe. Mein Sohn Salmon, dessen Namen du aus dem Stammbaum Jesu kennst, war also unehelich.
Ich war froh mit meiner Entscheidung, mich nicht zu binden. Nur so konnte ich mir damals meine Existenz und Unabhängigkeit aufbauen. Aber das muss jede selbst wissen.
Jericho war damals zu meiner Zeit keine so bedeutende Stadt. Innerhalb der Mauern war es klein. Die Geschichte von der Eroberung ist also etwas aufgebauscht worden.
Als ich die Kundschafter Gottes kennenlernte, erschienen sie mir als entschiedene Männer. Sie waren von ihrer Mission überzeugt. Ihr Wille, das Land in Besitz zu bringen, war groß und ihr Gott war auch ihrer Seite.
Ihr Glaube imponierte mir. Ihre Religion schien mir unseren Kulturen überlegen. Ich merkte, dass ich mit den Kundschaftern etwas kennenlernte, was stärker war als das, was mir bis dahin begegnet war.
Dieser alleinige Gott begann mich zu faszinieren. Ich habe diesem Gott seine Kraft geglaubt. Mein keimender Glaube – meine neue Überzeugung – ließ mich die Kundschafter verstecken und den Bund schließen. Mit mir stelle sich meine ganze Familie auf die Seite des Gottes Israels.
Widerstandsgruppen in der Stadt gab es nicht. Wir hätte ich sie auch überzeugen sollen, da ich auf der Seite der Feinde war? Und meinst du, der König hätte mir geglaubt, seine Macht niedergelegt und die Stadt kampflos übergeben? Daran war nicht zu denken.
So hatte ich nur die Möglichkeit meine Familie und mich zu retten. Das habe ich konsequent getan. Willst du mir das verübeln?
Und vergiss nicht, auch ich habe dabei einiges verloren. Mein Zuhause und auch einige Menschen, die ich gut kannte und die mir etwas bedeuteten. Ich habe nicht hämisch gelacht, als Jericho unterging. Mir war eher zum Weinen.
Du fragst außerdem, ob ich nicht mehr Menschenleben hätte retten können? Retten wollen bestimmt, doch die Umstände waren so, dass ich froh sein musste, meine Familie und alle in meinem Haus zu retten.
Krieg ist unbarmherzig. Daran hat sich ja nichts geändert. Und dein und mein Gott hat sich erst später von einer Bindung allein an Israel gelöst. Erst mit Jesus hat er sich als Gott aller Menschen geöffnet. Zu meiner Zeit war er immer zuerst auf der Seite der Stämme Israels, verhalf ihnen zu Lebensmöglichkeiten, auch zu Land und das eben auch mit Krieg und Gewalt.
Hätte ich als Fremde und dazu neu im Glauben an den Gott „Ich bin der ich bin“ die Stämme Israels überzeugen sollen, nicht zu töten? Du erwartest Unmögliches von mir.
Übrigens, Angst hatte ich auch, aber das, was ich dann tat, war nicht aus Angst geboren, sondern klar überlegt. Es war meine einzige Chance für mich und mein Haus.
Das gerade ich nun im Stammbaum Jesu erwähnt werde, wundert mich. Aber es ehrt mich auch.
Anscheinend wurde in bestimmten Situationen der Glaube doch schon über die Stammeszugehörigkeit gestellt. Und wie du sicher auch weißt, hat Gott oft einen ganz anderen überraschenden Blick auf Menschen. Er kennt keine Vorverurteilung. Mir gefällt das.
Ob du mich jetzt besser verstehst? Ich hoffe es.
Unser Gott sei mir dir!
Deine Rahab
Lied 50 Du bist mein Zufluchtsort (Kanon) -das rote Band wieder abnehmen)
2.Brief an Rahab
Liebe Rahab,
danke für deine Zeilen. Sie haben mich nachdenklich gemacht. Wie schnell hatte ich dich verurteilt, ohne genug zu wissen. Etwas, was mir, ich denke auch anderen, zu leicht passiert. Das habe ich auf jeden Fall gelernt.
Meine Idealvorstellungen hatte ich zu Grund gelegt. Wenn ich jetzt deine Situation überdenke, muss ich zugeben, ich bin mir unsicher, ob ich meine Familie da hätte retten können.
Dein Glaube und dein Gefühl, dass der Gott Israels stärker ist als die anderen Kulte, hat dich zu konsequentem Handeln veranlasst. Wie rasch hattest du die Lage durchschaut! Wie oft ist mein Tun dagegen undeutlich, wie oft bin ich unschlüssig.
Du hast viel riskiert. Dein Eid hätte vorher entdeckt werden können und du wärst entlarvt gewesen.
Ich habe auch verstanden, was du bei allem verloren hast. Du musstest dein Leben neu aufbauen, vom Glauben und vom ganzen Lebenskreis her. Du hast dein Zuhause verloren, alles, was du dich aufgebaut hattest.
Du hast deine Chance im entscheidenden Moment erkannt und genutzt und hast dich ganz auf Gott eingelassen. Ich wünschte, mir wären entscheidende Situationen so schnell deutlich und ich wäre so handlungsfähig wie du.
Meine Urteile und Anklagen gegen dich kann ich nicht aufrechterhalten. Sie waren nicht auf deinen Realitäten aufgebaut, sondern eher auf meinen Träumen. Ich habe falsch eingeschätzt, was zu leisten möglich war und was nicht. Jetzt erkenne ich an den Stellen, wo ich vieles als schlecht und misslungen gesehen habe, die Größe deines Tuns.
Auch deine Lebensform stellt mir neue Fragen, deine Freiheit, deine Selbständigkeit. Warum sind Familie und Selbständigkeit oft unvereinbar – gerade für Frauen? Warum nehmen Frauen noch immer so wenig ihr Schicksal konsequent in die Hand? Ich kenne bis heute so viele finanzielle Abhängigkeiten in Beziehungen.
Ich bewundere dein Selbstbewusstsein, Rahab, und wünschte, viele Frauen – auch ich – hätten mehr davon.
Jetzt denke ich: Schön, dass du im Stammbaum Jesu genannt bist. Als Fremde, als unabhängige Frau in einem umstrittenen Beruf, hast du einen guten Platz in unserer heiligen Schrift.
Du hast dich frei für Gott entschieden und deinen Glauben konsequent umgesetzt. Du hast nicht zu viel gewollt und nichts erreicht, sondern klar die Situation erkannt und das Höchste erreicht, was zu erreichen war, auch wenn es nicht ohne Schmerz für dich gewesen ist.
Ich wünsche vielen Menschen, sie würden Realitäten so klar erkennen, statt unmöglichen Zielen umsonst nachzulaufen. Auch für unsere Gemeinden wünsche ich mir das. Veränderungen verunsichern und alte Hoffnungen und Gewohnheiten verstellen uns manchmal den Blick für das Machbare.
Realitäten deutlich werden lassen und mit Hilfe des Glaubens aus gegebenen Realitäten das Beste machen – für andere und für mich. Beides hoffe ich mehr umsetzen zu können. Zumindest will ich es versuchen.
Danke, Rahab, für die Begegnung mit dir und für deine offenen Worte. Mir ist vieles klarer geworden, auch für uns heute.
Es grüßt dich
NN, eine neue Freundin/ein neuer Freund
Lied 25,1-4 Da wohnt ein Sehnen tief in uns
Abkündigungen
Lied 185,1-4 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
Fürbittengebet
Gott, ich bitte dich für unsere christlichen Gemeinden, dass wir wie Rahab den klaren Blick für Realitäten und Chancen gewinnen und konsequent handeln können. Schenke uns dazu Kraft, Verständnis, Geduld und Zuversicht. Lehre uns einander und anderen mit Respekt zu begegnen.
Hilf uns auch, dass wir in schwierigen Situationen keinen unrealistischen Lösungen hinterherträumen, sondern in der jeweiligen Lage das Beste erreichen können, auch wenn manches schmerzlich ist.
Gott, wir bitten dich auch darum, dass du die Rechte von Frauen und Mädchen stärken hilfst. Wir denken mit Schrecken an die unterdrückten Frauen etwa in Afghanistan, wünschen uns aber auch mehr Frauenrechte in der katholischen und bei den fundamentalistischen Kirchen.
Gott, schon so lange bitten wir um Schutz der Flüchtlinge. Ausländerfeindlichkeit und Gewalt nehmen zu. Es fällt schwer, an eine solidarische Gemeinschaft zu glauben, dabei sind wir alle deine Kinder.
Gott, behüte uns immer wieder vor zu schnellen Urteilen, prüfe unsere Herzen und unser Gewissen. Bewahre uns vor Selbstgerechtigkeit und Hochmut. Hilf uns aber, dass wir aus Liebe leben und tatkräftig dein Reich mitgestalten.
Alles, was uns weiter bewegt und worum zu bitten ist, fassen wir zusammen mit dem Gebet, das Jesus uns geschenkt hat.
Vater unser
Sendungswort und Segen
Nachspiel
Die Menschenwürde ist universell und absolut.
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danke
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