Konfirmationspredigt zum Symbol „Siegel“

Die Liebe Gottes und sein Friede sei mit uns allen. Amen.

Liebe Konfirmand*innen! Liebe Festgemeinde!

Heute ist es nun endlich so weit, wir feiern eure Konfirmation. Ein Jahr haben wir darauf gewartet und die Pandemie hat uns alle böse überrascht. Doch freuen wir uns heute trotzdem für Euch, feiern gern Eure Konfirmation und bringen eine gute Zeit, die wir miteinander hatten, zum Abschluss.

Ich habe mich auch gefreut, dass wir vorher noch einmal für uns zusammen waren, nicht nur per Zoom, sondern in der Kirche zu einer kleinen Abendmahlsfeier, die ja heute hier noch nicht möglich ist. Und auch der Aufbau der Zelte am Donnerstag war noch einmal ein spezielles gemeinsames Erlebnis. Es wusste nämlich keiner von uns so richtig, wie das geht. Aber auch das haben wir hinbekommen, mit Hilfe auch von Eltern, Geschwistern und Großeltern.

Ihr seid groß geworden im vergangenen Jahr, noch mehr eigenständige Persönlichkeiten geworden. Ihr musstet auch lernen, mit dieser neuen weltweiten Krankheit zu leben. Wir haben alle erfahren, wie brüchig unsere Sicherheit sein kann.  Und Ihr seid auf der Suche nach Euch selbst, schreibt Kapitel Eures Lebens, mehr und mehr allein oder mit guten Freunden und Freundinnen –  und seid dabei vielleicht manchmal für Eure Eltern ein Buch mit sieben Siegeln. Ich habe diese Zeit als sehr prägend für mein Leben in Erinnerung, entsinne mich auch, wie viel Energie ich damals in Eurem Alter hatte, was es alles auszuprobieren galt, manchmal auch durchzustehen. Aber es sind ganz tolle Jahre und das wünsche ich Euch auch.

Einen Teil durften wir Euch begleiten als Gemeinde, ich auch noch im Konfer. Ich weiß, dass viele von Euch die Wochenendfreizeit in M. besonders in Erinnerung haben und es ist schade, dass Corona die zweite Fahrt verhindert hat. Ihr ward immer engagiert dabei und interessiert und manche hätten auch gern noch mehr zusammen unternommen, z.B. eine geplante Kinonacht im Jugenddach hier mit einem Dreiteiler konnten wir nicht mehr durchführen. Mir hat die Zeit mit Euch viel Spaß gemacht.

Ein Lied, das wir oft gesungen haben, ist das Lied: Take, oh take me as i am. Wir singen es nachher noch. Darin liegt die Bitte, dass Gott sein Siegel auf unser Herz legt und in uns lebt.

Heute werden Siegel nur noch selten verwendet. Früher hatten sie die Bedeutung von Unterschriften. Wenn zum Beispiel ein Vertrag gesiegelt war, war er gültig. Gesiegelt wurden auch Briefe, Kaufverträge oder Bücher. Siegel wurde oft als Siegelring getragen. Wenn wir sagen: Darauf gebe ich Dir Brief und Siegel, dann heißt das, darauf kannst Du Dich verlassen.

Darum habe ich Euch im Vorfeld gefragt, worauf ihr Euch in Eurem Leben verlassen könnt. Wie an vielen anderen Stellen im Konfirmandenunterricht wurde deutlich, welchen hohen Stellenwert die Familie für Euch hat. Auf sie könnt Ihr Euch verlassen, auf die Eltern, auf ganz konkrete Menschen, die Ihr namentlich genannt habt und natürlich Eure Freunde.  Einige haben auch gesagt, dass sie sich auf ihre Tiere verlassen können oder auf ihr schönes Zuhause. Da klingt ganz viel Geborgenheit mit durch. Schön, dass Ihr sie erfahren habt.

Wenn die Bibel vom Siegel spricht, kommt noch eine weitere Bedeutung hinzu. Das Siegel bezeichnet das, was uns lieb und wertvoll ist, etwas, was wir nicht loslassen wollen. Und weil wir Gott wichtig sind, hat er uns im Glauben an Christus gefestigt, hat uns gesalbt und sein Siegel aufgedrückt, schreibt Paulus. Den Heiligen Geist gab es als Vorschuss ins Herz dazu. Mit dem Siegel Gottes sind wir geschützt – so sagt es die Offenbarung des Johannes.

Wer weiß, dass er geliebt ist und wertvoll und für andere, auch für Gott, wichtig ist, hat es leichter, auch andere lieb zu haben, wertzuschätzen oder zu achten.

Ihr wisst auch, was Euch lieb und teuer ist: (Aussagen der Jugendlichen dazu vorher sammeln) Freunde und Freundschaft, Liebe, Dinge mit Bedeutung, Eure Familie, die Eltern und Großeltern, aber auch Gesundheit, Sport oder eine Erinnerung an Verstorbene sowie Spaß am Leben und Glück. Auf Zeit mit der Familie oder den Freunden oder rauszugehen und unterwegs zu sein, könnt Ihr nicht verzichten. Wohl aber verzichten könnt Ihr – wie jemand von euch schrieb – auf Menschen, die Euch nicht guttun oder fake friends.

Auf dem Deckblatt des Gottesdienstzettels steht nun sogar: Das Siegel seid Ihr! Paulus hat dies so an die Gemeinde in Korinth geschrieben. Sie ist das Siegel seines Apostelamtes. Tragen wir etwas weiter von der Liebe Gottes in die Welt hinein, dann ist das wie eine Unterschrift oder ein Stempel des Glaubens, den wir dieser Welt aufprägen.

Wie großartig ist es, wenn die Art und Weise, wie Jesus Menschen begegnet ist, auch durch uns seine charakteristischen Spuren hinterlässt oder das Miteinander maßgeblich beeinflusst. Dann vermindern sich die Sorgen vom Mobbing in der Schule oder Hetze im Netz. Dann gäbe es keine Neiddebatten, etwa was vollständig Geimpfte schon vorher dürfen und andere erst etwas später. Wir könnten sogar den Menschen vergeben, die etwas getan haben, was uns ganz doll ärgert und sogar das, was uns verletzt hat. Neuanfänge werden möglich.

Ihr, liebe Konfirmanden, habt im Unterricht manche solcher Beispiele kennengelernt, über die biblischen Geschichten oder die 10 Gebote oder die Fragen zur Verantwortung für die Schöpfung und unser Miteinander. Kann ich einem Freund vergeben, der mich zu Unrecht in Schwierigkeiten bringt? Wie ist es mit der Ehrlichkeit in Beziehungen? Wage ich eine Hoffnung über mein Lebensende hinaus? Traue ich mir zu, die Welt ein Stück mit zu verändern?

Gott traut es uns auf jeden Fall zu, das Leben miteinander maßgeblich mitzugestalten und zu prägen mit den wertschätzenden Augen, mit denen er auch uns begegnet. Wir können die Welt zu einem besseren Platz machen, heilen.

Mit der Konfirmation bekräftigt Ihr Euer „JA“ zum Glauben, dass Ihr versuchen wollt, auf diesem Weg weiterzugehen. Auch diese Bedeutung steckt im Siegel, etwas festmachen oder bekräftigen.

Im Gegenzug bekommt Ihr Kraft, Euer Leben sinnvoll zu gestalten, Mut für den eigenen Weg, der um die Verantwortung für andere weiß, und die Fähigkeit, mit anderen mitfühlen zu können, was uns dann eine tiefe Verbundenheit und auch Vertrauen zu anderen schenken kann. Und Ihr könnt Euch sicher sein, dass Ihr liebenswert seid und geliebt werdet.

Darauf habe ich Euch heute Brief und Siegel gegeben und dazu bekommt Ihr ein Siegel mit dem Anfangsbuchstaben Eures Namens und Siegelwachs. Findet heraus, was für Euch Wert hat und steht dann auch dafür ein wie für eine besiegelte Sache.

Im Brief habe ich wichtige Liedaussagen für Euch zusammengefasst. Dort heißt es:

 Vergiss es nie:

Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls,

keine Laune der Natur. Du bist du.

Gott nimmt dich so an, wie du bist;

er legt sein Siegel auf dein Herz und lebt in dir.

Gottes Liebe ist wie ein Zuhause.

Du bist frei, ja zu sagen oder nein.

Wo Menschen sich verbünden,

den Hass überwinden und neu beginnen,

da berühren sich Himmel und Erde,

dass Frieden werde unter uns.

Wir sind Teil dieser Welt. Wir haben die Wahl. Wir können unser eigenes Leben retten

und jeden Tag besser machen für alle. Gott hat uns gezeigt wie.

 

So nehmt in diesem Sinne heute den Segen Gottes mit Euch in eine wunderbare Zukunft, die wir Euch allen wünschen. Amen.

 

 

 

 

 

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