Als ich heute Nacht im Traum alles durcheinander geworfen habe, da gab es dich auf einmal wieder. Du hast mir Wein angeboten, doch es war Cola, in fremden Räumen mit schiefen Wänden.
„Das ist doch gar nicht deine Wohnung“, dachte ich noch. Mir gegenüber standst du in deiner bunten Regenjacke mit deinen dicken Lippen und einem breiten Lächeln. Du strecktest mir die Hand entgegen. Ich konnte sie nicht ergreifen.
Dann waren wir plötzlich an einem See mit vielen Menschen. Alle waren nackt, ich auch, du aber nicht. Deine Hand lag auf meinem Busen. Ich schämte mich. Du hast darüber gelacht.
Danach verschwammen die Bilder. Ich wollte dich gern wiedersehen, doch es gelang nicht.
Ich wachte auf. Die Decke hatte ich weggestrampelt wie ein Baby. Ich fror. Tastend suchte ich die Deckenzipfel. Ich wollte kein Licht machen, denn ich wollte den Traum nicht verlieren. Kaum war ich wieder zugedeckt, sank ich in den Schlaf.
Am Rand einer Tanzfläche sah ich mich, wartend, ob einer mit mir tanzen würde. Dabei hörte ich keine Musik. Vor mir bunte Drehungen. Und wieder du, plötzlich aus dem Verschwommenen heraus kamst du auf mich zu. Wir tanzten. Deine Hand, deine Hand, genau spürte ich sie auf meinem Rücken. Du hast nicht gesprochen, lächeltest nur mit deinen dicken Lippen. Nach dem Tanz führtest du mich heraus aus dem Saal, irgendwie, irgendwohin. Nah vor mir standst du, vertraut. Ich wollte dich küssen. Da verschwammen die Bilder. „Nein!“, schrie ich stumm. Weg warst du.
Wieder erwachte ich. Noch genau fühlte ich deine Hand auf meinem Rücken. Ich hielt es nicht aus. Ich umarmte die Decke und wünschte, sie wäre du.
Ich konnte nicht wieder einschlafen, schaltete das Licht an, stand auf, ging umher, setzte mich, schaute durch das Fenster auf die leere Straße, stand wieder auf, ging umher, trank einen Schluck.
Mir war kalt, eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Es sah eklig aus. Ich rieb mit den Händen meine Arme. Es waren meine Hände nicht deine, die mich streichelten. Ich hasste dich dafür.
Ich ging wieder zu Bett. Schlaflos lag ich im Dunkel, versuchte an anderes zu denken. Gegen Morgen schlief ich ein, kurz bevor ich aufstehen musste. Wie gerädert fühlte ich mich, als der Wecker klingelte und das Radio anging. Die Nachrichten rauschten an mir vorbei. Alles war eine Qual. Irgendwie saß ich dann doch noch zeitig im Auto, fuhr los, arbeiten.
Als ich mein Auto auf dem Parkplatz abschloss und mich umdrehte, standst du auf einmal da.
„Ein Traum“, dachte ich.
„Hallo“, sagtest du und gabst mir nicht die Hand. „Geht´s gut?“
Ich nickte.
„Habe dich zufällig gesehen“, sagtest du. „Wollte nur mal ‚Guten Tag‘ sagen. Meine Freundin wartet dahinten.“ Du zeigtest irgendwohin. Ich sah nur das breite Lächeln deiner dicken Lippen.
Ich wusste nichts zu sagen.
Auf einmal warst du weg. Ich stand allein und sagte: „Guten Tag.“
© Anke Dittmann
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