Predigt zur Jahreslosung

Der Friede und die Liebe Gottes sei mit uns allen. Amen.

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. (Johannes 21,6)

Liebe Gemeinde!

Ein Mensch kann nicht lange ohne Wasser leben.  Genaue Tage kann man da wohl nicht angeben, aber ich fand dazu die folgende Information: Ein junger, gesunder Mensch wird ohne Flüssigkeit ungefähr drei bis vier Tage durchhalten; im Extremfall – und das gibt es immer wieder – bis zu elf, zwölf Tage (bei Verschütteten zum Beispiel). Aber das ist sicher das Maximum. Wenn ein Mensch verdurstet, ist die eigentliche Todesursache eine innere Vergiftung oder ein Kreislaufzusammenbruch. Denn: Besteht ein akuter Flüssigkeitsmangel, können die Nieren nicht arbeiten und die körpereigenen Gifte greifen alle Organe an. Auf der anderen Seite kann es durchaus sein, dass zuvor bereits der Kreislauf zusammenbricht und dadurch ein Multiorganversagen, Herzinfarkt oder Schlaganfall eintritt.

Durst zu haben ist also etwas Unangenehmes und sogar Bedrohliches, wenn man nichts zum Trinken findet. Wir hier haben es leicht, gehen, wenn wir Durst spüren, zum nächsten Wasserhahn, aus dem zum Glück Trinkwasser kommt, holen einen Saft, ein Bier oder eine Cola aus der Küche. Wir leben weder in der Wüste oder Dürrezonen noch in einer der Gegenden, wo es kaum sauberes Trinkwasser gibt. 768 Millionen Menschen haben ja laut Recherchen von Hilfsorganisationen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mit all den schweren gesundheitlichen Folgen. Und umsonst bekommen sie kein sauberes Wasser, dafür sorgen schon die Konzerne, die sich an Mineralwasser in Entwicklungsländern ihre Nasen vergolden.  Also für uns ist Durst unangenehm, aber kein Problem. Für andere eine Überlebensfrage und tagtägliche Sorge. Es ist schon traurig, dass die Vereinten Nationen auch für ein Menschenrecht auf Wasser kämpfen müssen.

Wasser scheint es bei uns im Überfluss zu geben, die Himmelstore öffnen sich ja viel zu oft, gerade wird gestöhnt über die überfluteten landwirtschaftlichen Flächen. Eine Trennung von Brauch- und Trinkwasser ist bei uns vielleicht gerade mal in den Kinderschuhen und ein Bewusstsein dafür, dass es sich beim Wasser auf der Erde  um 97% Salzwasser und nur um 3% Trinkwasser handelt, was sich auch noch zumeist nämlich zu zweidrittel des Vorkommens im Eis an Nord- und Südpol und im Gletscherwasser befindet, kommt selten ins Gespräch. Fatal, wenn die Trinkwasserreserven wegschmelzen und sich mit dem Salzwasser vermischen.

Wasserqualität verbessert sich sogar an einigen Stellen. Es wird seit Jahren wieder in der Elbe gebadet und viele Gemeinden – auch unsere – achten auf Renaturierung von Zuflüssen zu Seen. Einsatz für lebendiges Wasser.

Umsonst ist das Wasser allerdings auch bei uns nicht. Die Wasserrechnung kann ganz schön teuer sein, und Mineralwasser hat in Restaurants manchmal erstaunliche Preise.

Wie wichtig Wasser ist, wird in der Bibel an vielen Stellen deutlich. Klar, weil die Menschen durch Wüsten zogen, in wasserarmen Gebieten ihre Tiere ernähren müssten und der Weg zum Brunnen beschwerlich war. Der gute Hirte führt zum frischen Wasser, Mose lässt eine Quelle aus einem Felsen hervorbrechen, als den geflohenen Sklaven in der Wüste Wasser fehlt, und nicht von ungefähr hat Gott sich für die Taufe das Element „Wasser“ ausgesucht.

Lebenswichtig ist also schon die grundlegende Bedeutung dieser Jahreslosung.

Unsere deutsche Sprache hilft uns aber, dem Durst noch tiefer nachzugehen. Durst haben und nach etwas dürsten ist ein Unterschied. Dürsten kann verlangen bedeuten, erwarten, wollen, gieren, lechzen, begehren, sehnen, vermissen, fiebern nach etwas, schmachten, Not leiden… 160 Synonyme kann man für das Wort finden.

Und Wortkombinationen zeigen auch die Hintergründigkeit vom Durst.  Es gibt ja nicht nur das Durstgefühl, sondern besonders in der Werbung Durstlöscher, wir kennen Durststrecken und es gibt auch Freiheitsdurst, Rachedurst, Wissensdurst…

Ich erkenne bei diesen Worten, wie durstig ich bin nach Dingen, die nicht einfach fließen, wenn ich einen Hahn dafür aufdrehe und wie gefährlich Durst sein kann.

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Das ist eine Verheißung ohne Kleingedrucktes, das man besser noch mal genau lesen muss. Es ist eine bedingungslose Zusage. Die Quelle dieses lebensnotwendigen Wassers liegt in Gottes Liebe. Diese Liebe wurde in Christus lebendig und so kann Jesus sagen: „Wer an mich glaubet, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Wie ein Fluss sich von der Quelle aus ausbreitet, wird sich auch die Lebenskraft dieser Quelle durch uns verbreiten können mit all dem Guten, das Jesus vorgelebt hat.

Allerdings bleibt der Entschluss das lebendige Wasser zu nutzen und aus dieser Quelle zu trinken, bei jedem selbst. Man kann einen Durstigen zur Quelle führen, aber trinken muss er selber, lautet ein Sprichwort. (M.John)

Wenn das ausbleibt, wenn dieses lebendige Wasser Gottes nicht angenommen wird, führt das im übertragenen Sinne auch zu Vergiftungen, zu Organversagen oder Infarkten. Hätten wir der Liebe nicht… so sagt es Paulus, wäre alles nichts.

Gift und Galle spucken sich Zerstrittene ja oftmals ins Gesicht, Komplimente entschwinden hinter einem Pochen auf Schwachstellen, Streit um den richtigen Umgang mit Hilfesuchenden verstopft die Gänge in Verwaltungsgebäuden und führt zum Infarkt von Organen, überforderte Ämter, verunsicherte Polizisten können eine Folge sein. Giftige Atmosphäre breitet sich auch so weiter aus oder wir versalzen uns unsere Gemeinschaft. Lange Zeit geht so etwas nicht gut.

Und in den Dürregebieten in Beziehungen in der Familie, im Beruf, unter Freunden oder im Verein, wird ohne das lebendige Wasser der Liebe Gottes die Grundlage so trocken und hart, dass das Leben einen staubigen Geschmack bekommt und stimmungsmäßig nach unten zieht, oder dass Rachedurst aufbricht und damit Ellbogen ausgefahren werden, und Durststrecken werden unendlich.

Die Jahreslosung erinnert uns, dass das alles nicht sein muss und dass Gott sich das für uns viel besser wünscht. Gottes lebendigem Wasser folgt keine Nebenkostenabrechnung für unser Leben, sondern es ist ein unendliches Geschenk. Er bietet es an. Es annehmen und in uns aufnehmen müssen wir allerdings selbst, denn wir sind – wie Luther sagen würde – freie Christenmenschen. Wenn wir es annehmen, diese Liebe Gottes, diese Zusage seiner lebensnotwendigen Kraft, dann wird es dadurch aber für andere nicht weniger, sondern es vermehrt sich wie Freude und vermindert Leid.

Lassen wir uns an dies wunderbare Geschenk Gottes erinnern und verwandeln wir unser Leben miteinander in einen bewässerten, paradiesähnlichen Garten mit sauberem Wasser für alle. Amen.

 

 

Anke Dittmann ©

 

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