Spontantheater: Rache ist Blutwurst

Im Vorfeld tun sich immer zwei zusammen und schreiben auf einen Zettel eine Lebensweisheit und falten das Blatt zusammen. Dies wird dann verdeckt in einen Korb auf die Mitte der Bühne gelegt.            

Rollen:

Erzähler/in

Ludwig, der Lustmolch (der Geliebte)

Grete, die vernachlässigte Ehefrau

Ernst, der ernste (der betrogene Ehemann)

Susi, die güldene Sonne

Herta und Emil, ein altes verliebtes Ehepaar

Mitch, der Rettungsschwimmer

Krasen, der Einsiedlerkrebs

Martha, die Miesmuschel

Nico und Nicole, frisch verliebte Teenys

Poko, der Strandkorbvermieter

Wolle, die freundliche Wolke

Vorhang

 

Alle anderen sind Publikum

 

E.:  Rache ist Blutwurst. Der Vorhang geht auf.

Ein Tag am Strand. Kein Tag wie jeder andere.

Schon früh aufgestanden ist Susi, die güldene Sonne, die schon fast die Hälfte ihrer Höhe erreicht hat. Sie strahlt und spricht ihr Tagesmotto (Zettel nehmen und vorlesen)

Publikum: AAHH!

E.: Als erster am Strand findet sich wie immer Poko, der Strandkorbvermieter ein.

Er hat gute Laune und singt:

Poko: Sonnenschein – bringt mir Geld ein, ich will immer Strandkorbvermieter sein, gib mir schnell deinen 5 Euro Schein, Sonnenschein bringt mir Geld ein. (nach Wochenende und Sonnenschein)

E.: Martha, die Miesmuschel, die wie immer faul am Strand liegt, wacht davon auf und mault:

Martha: Jeden Morgen das gleiche Lied. Hier ist auch nichts los.

E.: In diesem Moment kommt Mitch, der sportliche Rettungsschwimmer, an den Strand. Seinem durchtrainierten Body kann hier kaum eine wiederstehen. Mitch erklärt dem Publikum am Strand:

Mitch: Wenn ich zweimal pfeife, ist Bikinialarm.

Publikum: Ohh!

E.: Mitch begibt sich auf den erhöhten Platz, wo er alle am Strand und im Wasser überblicken kann. (Stuhl)

E.: In diesem Moment kommen Grete und ihr Geliebter Ludwig an den Strand. Sie mieten sich bei Poko einen Strandkorb für zwei.

Sie nehmen im Strandkorb Platz.

Gerade als Ludwig Grete leidenschaftlich küssen will, sagt sie:

Grete: Ludwig, du mein großer Schatz, ich widme dir jetzt diesen Satz: (Zettel nehmen)

E.: Ludwig sichtlich ergriffen von dieser Lebensweisheit, will Grete in nichts nachstehen und sagt:

Ludwig: Grete, du mein Sonnenschein, diese Worte, sie sind dein. (Zettel)

E.: Vor lauter Rührung vergessen die beiden, sich zu küssen.

Publikum enttäuscht: Ohhh!

E.: Da erscheinen Herta und Emil am Strand. Beide sind schon 65 Jahre miteinander verheiratet. Herta, immer noch auf ihr Äußeres bedacht, trägt ihren Lieblingsbikini. Mitch, der vergessen hat, seine Kontaktlinsen einzusetzen, pfeift zwei Mal mit beiden Fingern im Mund.

Mitch pfeift.

E.: Doch als beide näherkommen und Mitch Emils Stock erkennt und das Alter von Herta, erschreckt er heftig und entschließt sich, lieber seine Brille aufzusetzen.

Emil ist schon sehr schwach und muss Pause machen. Als er stehen bleibt, sagt er zu Herta:

Emil: Zettel

Herta antwortet: Emil, das hast du aber schön gesagt. Ich liebe dich wie am ersten Tag.

E.: Beide fallen sich in die Arme und setzen sich in den Sand.

E.: In diesem Moment stellt sich Wolle, die Wolke vor Susi die Sonne, eine kleine Brise kommt auf und Krasen, der Einsiedlerkrebs, wird an den Strand gespült. Er sieht Herta und Emil und denkt:

Krasen: Zettel

E.: Er begrüßt Martha freundlich, die ihn aber nur anmeckert.

Martha: Lass mich in Ruhe! Besser allein sein, als mit nem Einsiedler zusammen sein.

E.: Krasen zieht sich beleidigt in sein Haus zurück.

E.: Susi die Sonne hat jetzt fast ihren Mittagshöhepunkt erreicht und strahlt immer noch. Wolle, die Wolke, hat sich einen Platz weiter östlich gesucht.

Jetzt kommen auch Nico und Nicole Hand in Hand

an den Strand. Sie gehen an Poco vorbei. Das Geld ist bei dem jungen Paar zu knapp für einen Strandkorb. Deshalb haben sie auch ihren Picknickkorb dabei.

Diesmal schaut Mitch zweimal hin, bevor er pfeift. Nicole hat wirklich einen klasse Bikini an und hat ’ne Superfigur. Auch Emil entgeht das nicht und er winkt mit seinem Stock zu ihr herüber.

Auch das Publikum ist begeistert und pfeift.

E.: Bei diesen normalen und alltäglichen Stranderlebnissen hat niemand Ernst, Gretes ernsten Ehemann, entdeckt, der sich hinter dem Strandkorb von Grete und Ludwig versteckt hält. Die ganze Zeit hat er beide beobachtet und belauscht. Er ist stinkwütend.

Ernst: Grete, meine Angetraute, ist ja eine ganz Versaute. Darum werde ich mich rächen und den Ludewig erstechen.

Publikum: Ohh!

E.: In diesem Moment packen Nico und Nicole ihren Picknickkorb aus. Nico hat es gern rustikal und hat sein großes, scharfes Wurstmesser dabei. Ernst hat damit die perfekte Mordwaffe gefunden.

Da Susi jetzt eine unglaublich Wärme verbreitet, entschließen sich Nico und Nicole baden zu gehen.

Der Zeitpunkt scheint günstig für Ernst. Er schleicht sich an und schnappt sich das Messer.

Krasen, der es aus seinem Häuschen gesehen hat, ruft:

Krasen: Endlich passiert hier mal etwas, das wird sicher ein Mordsspaß.

E.: Martha die Miesmuschel klappt ihre Schalen weit auf, weil sie auch nichts verpassen will.

Wolle, die das Drama ahnt, verdeckt Susi die Sicht, weil sie sonst Regen schickt, wenn sie so brutale Sachen sieht.

E.: Grete und Ludwig liegen ineinander verschlungen im Strandkorb und ahnen nichts Böses.

Grete stöhnt: O, mein Ludwig, mein Geliebter.

E.: Und Ludwig antwortet:

Ludwig: O, meine Grete, meine Liebe.

E.: Da stürzt Ernst mit dem Messer hinter dem Strandkorb hervor.

Grete schreit auf: Ernst!

Ernst ruft: Zettel und rammt Ludwig das Messer in den Bauch. Dieser fällt nach hinten Grete in die Arme. Er ist schwer verletzt und weiß, dass er sterben muss. Seine letzten Worte sind:

Ludwig: Zettel

E.: Grete bricht schluchzend über Ludwig zusammen.

Martha, die Miesmuschel, sagt: Das war wirklich mies.

E.: Mitch, vom Schrei der Grete aufgeschreckt, kommt herbeigerannt. Er ruft per Handy den Notdienst, doch auch er weiß, Ludwig ist nicht zu retten.

Poco hat mittlerweile Ernst überwältigt, als dieser das blutüberströmte Brotmesser zurück in den Picknickkorb legen wollte.

E.: Ernst wird von Mitch und Poco abgeführt.

Jetzt kommen Nico und Nicole aus dem Wasser zurück. Sie haben von all dem nichts mitbekommen. Sie haben Hunger und Nico nimmt unbedarft das blutige Messer und schneidet die Wurst. Als er die Wurst in den Mund nimmt, sagt er:

Nico: Ich liebe Blutwurst.

E.: Emil, eigentlich schwerhörig, horcht beim Wort Blutwurst auf. Ihm läuft das Wasser im Mund zusammen. Noch einmal winkt er mit dem Stock zu dem jungen Pärchen.

Nicole lädt Herta und Emil zum Picknick ein. Jetzt lässt Wolle auch Susi wieder scheinen und zieht von dannen.

Grete hält ihren toten Ludwig noch in den Armen.

In der Ferne hört sie die Sirene des herbeigerufenen Notarztwagens:

Publikum: Tatü, tata.

E.: Ansonsten kehrt wieder Ruhe ein am Strand.

Krasen zieht sich gelangweilt in sein Haus zurück und lässt sich mit der nächsten Welle fortspülen.

Nur Martha bleibt am Strand. Wie es sich für eine miese Miesmuschel gehört, hat sie auch an diesem Tag das letzte Wort.

Martha: Zettel.

Susi entschließt sich unterzugehen und der Vorhang schließt sich.

 

 

Anke Dittmann©

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